Asien bleibt Hoffnung von BASF – China wird zur Herausforderung

Frankfurt (Reuters) – Der Chemiekonzern BASF setzt für sein künftiges Wachstum trotz einer deutlichen Marktabkühlung weiter auf China, richtet seinen Blick für neue Investitionen aber auch auf andere asiatische Länder.

“China bleibt der Wachstumsmotor der Chemieindustrie, aber es ist inzwischen ein zyklischer und wettbewerbsintensiver Markt”, sagte Vorstandschef Markus Kamieth am Donnerstag auf einem Kapitalmarkttag in Antwerpen. Die Region bleibe jedoch alternativlos, da dort aktuell mehr als 100 Prozent des weltweiten Wachstums der Chemiebranche stattfinde, während der Rest der Welt schrumpfe. In den kommenden zehn Jahren würden über 80 Prozent des Wachstums der Chemiebranche in sieben asiatischen Ländern stattfinden. “Wir verschieben unseren Fokus zunehmend auf Südindien und Südostasien als nächste Chancen für Investitionen”, ergänzte Kamieth.

Der neue Verbundstandort im südchinesischen Zhanjiang ist ein zentraler Bestandteil der Strategie. In das Projekt, das Ende des Jahres vollständig in Betrieb gehen soll, steckte der Konzern insgesamt 8,7 Milliarden Euro. Der Anlauf wird jedoch durch die schwachen Märkte belastet, weshalb der Ergebnisbeitrag langsamer als ursprünglich erwartet steigen wird, wie Kamieth bekräftigte. Für das kommende Jahr könne der Ergebnisbeitrag “leicht positiv oder sogar negativ” ausfallen, sagte er. Eine Erholung der chinesischen Märkte erwartet Kamieth erst in einigen Jahren. Er gehe davon aus, dass die meisten Wertschöpfungsketten in China bis Ende des Jahrzehnts wieder ins Gleichgewicht kommen. BASF erwarte jedoch, die neuen Anlagen mit hoher Auslastung fahren zu können, während der chinesische Marktdurchschnitt bei 70 Prozent liege. Mittelfristig hält der Vorstand am Ziel eines Ergebnisbeitrags von 1,0 bis 1,2 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 fest.

EUROPA-GESCHÄFT UNTER DRUCK

In Europa, dem nach wie vor größten Markt von BASF, ist die Lage dagegen anders. Der Kontinent stehe unter zunehmendem Druck durch Importe aus China und den USA, sagte Kamieth. Dagegen helfe nur, mit wettbewerbsfähigen Anlagen zu produzieren. Schon im Sommer hatte BASF daher seinen Sparkurs beschleunigt. In Ludwigshafen wurde vor wenigen Tagen die Schließung einer weiteren Anlage – für Hydrosulfit – angekündigt. Seit 2024 seien konzernweit netto 3000 Stellen abgebaut und die Zahl der leitenden Angestellten um zehn Prozent reduziert worden, sagte Finanzvorstand Dirk Elvermann. Er betonte, dass die Kostensenkungen weitergehen: “Unter den gegenwärtigen Bedingungen sind wir niemals fertig.”

Gleichzeitig treibt BASF auch den Umbau seines Portfolios voran. Kamieth will den Chemieriesen damit stärker auf die Kerngeschäfte fokussieren, die eng in den BASF-Produktionsverbund eingebunden sind. Das Geschäft mit Abgaskatalysatoren, dessen Verkauf geprüft wurde, will der Konzern nun aber länger behalten. Es sei eine “sehr attraktive Cashflow-Quelle” und BASF “der beste Eigentümer”, sagte Kamieth.

Für das Coatings-Geschäft prüft der Konzern nach dem Verkauf des brasilianischen Bautenanstrichmittelgeschäfts nun Optionen für die Fahrzeug- und Reparaturlacke, eine Entscheidung soll im vierten Quartal fallen. Elvermann stellte in Aussicht, dass das für 2027 und 2028 geplante Aktienrückkaufprogramm im Umfang von mindestens vier Milliarden Euro abhängig von der Coatings-Transaktion früher starten könnte. Großen Übernahmen erteilte er eine Absage, kleine bis mittelgroße Zukäufe seien aber möglich. Die Agrarsparte soll unverändert bis 2027 für einen teilweisen Börsengang vorbereitet werden.

BASF bekräftigte seine Mittelfristziele bis 2028. Angestrebt wird ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von zehn bis zwölf Milliarden Euro sowie eine Rendite auf das eingesetzte Kapital von rund zehn Prozent. Zudem sollen bis dahin mehr als zwölf Milliarden Euro an freiem Barmittelzufluss erwirtschaftet werden. Die Dividende von mindestens 2,25 Euro je Aktie pro Jahr will BASF bis 2028 beibehalten.

Für das abgelaufene dritte Quartal erwartet der Konzern weder einen deutlichen Einbruch noch eine Erholung. Die Preise seien verhalten, zudem belasteten Währungseffekte. Auch für das kommende Jahr äußerte sich Kamieth zurückhaltend. Man solle “nicht mit zu viel Wachstum planen” und “vom Markt nicht zu viel erwarten”. Der Fokus liege stattdessen auf den eigenen Spar- und Effizienzprogrammen. In dem schwierigen Umfeld sei die richtige Umsetzung der Strategie entscheidend, sagte Kamieth: “Umsetzung ist für uns die Priorität Nummer eins, Nummer zwei und Nummer drei.”

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Olaf Brenner)

tagreuters.com2025binary_LYNXNPEL9108K-VIEWIMAGE