Lies lobt E-Autos – Will aber Änderungen bei Verbrenner-Aus 2035

Berlin (Reuters) – Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies will vor dem Autogipfel mit Vorschlägen zu einem “Zukunftspakt Mobilität 2035” die festgefahrenen Fronten in der Verbrenner-Debatte auflösen.

“Elektromobilität ist die Leittechnologie, Plug-in-Hybride und Fahrzeuge mit Range-Extender können zielgerichtet auch über 2035 hinaus als Ergänzung herangezogen werden”, heißt es in einem von ihm verfassten Papier zu dem Konzept. Die EU-Regeln sehen bisher vor, dass ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen zugelassen werden dürfen.

Lies betont jedoch, dass Hybride und Fahrzeuge mit sogenannten Range-Extendern über einen Elektromotor verfügten und deshalb keine reinen Verbrenner im klassischen Sinne seien. Ihr CO2-Ausstoß liegt nicht bei Null, ist aber deutlich reduziert. Ähnlich argumentieren Teile der Autoindustrie. Auch Kanzler Friedrich Merz (CDU) hatte gesagt, dass er sich in Brüssel für eine entsprechende Anpassung einsetzen will. Umweltminister Carsten Schneider (SPD) hatte dagegen noch am Dienstag betont, dass es in der Bundesregierung dazu keine Einigung gebe und die Firmen genug Zeit hätten, sich bis 2035 auf völlige Emissionsfreiheit ihrer Autos einzustellen.

Lies, der auch im Aufsichtsrat von VW sitzt, argumentiert aber anders: Elektroautos gehöre die Zukunft, aber man dürfe Menschen und Automobilindustrie nicht überfordern. “E-Fuels und auch Biokraftstoffe benötigen wir ohnehin für den Betrieb der Bestandsflotte. Sie sind auch eine sinnvolle Ergänzung für neu zugelassene Fahrzeuge ab 2035”, betont er. “Deshalb kann man guten Gewissens auch heute einen Verbrenner kaufen und über 2035 hinaus fahren.” Alternative Kraftstoffe dürften aber nicht als Ausrede dienen, den Hochlauf der deutlich effizienteren Elektromobilität auszubremsen.

Lies warnte vor negativen Folgen einer Verunsicherung der Kunden. Europaweit seien 2019 und 2020 noch etwa 15,8 Millionen Autos verkauft worden. 2024 seien es nur noch 12,9 Millionen gewesen. Die Zulassungen zwischen Januar und August 2025 seien um weitere rund zwei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Man registriere eine große Kaufzurückhaltung, die Menschen benötigten deshalb wieder Orientierung.

Weiteres Element des “Zukunftspakt Mobilität 2035” ist etwa, dass auf EU-Ebene ein “flexibler Pfad Stufensprünge” ersetzen soll. Die Vorgaben für Ladeinfrastruktur, Netzkapazität, Batterieverfügbarkeit und Energiepreise müssten “realistisch angepasst” werden. Wegen der Probleme in der Autoindustrie hat Merz die Ministerpräsidenten der Autoländer, Konzerne, Zulieferer und Gewerkschaften am 9. Oktober zu einem Autogipfel ins Kanzleramt geladen.

(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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