Tote nach Anschlag auf Synagoge in Nordengland – Polizei spricht von “Terror-Akt”

Manchester (Reuters) – Bei einem Anschlag an einer Synagoge in der nordenglischen Stadt Manchester sind am Donnerstag drei Menschen getötet worden, darunter der Täter.

Zudem gebe es drei Schwerverletzte, teilte die Polizei mit. Ein Mann sei mit einem Auto in eine Gruppe von Fußgängern gefahren, ausgestiegen und mit einem Messer auf andere Menschen an der Synagoge losgegangen. Diese hätten dort gerade den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur begangen. Der Täter sei vor Ort von Polizisten erschossen worden. Den Angaben zufolge trug er eine Weste mit Sprengstoff. Die Behörden stuften die Tat als Terror-Akt ein.

Am späten Abend teilte die Polizei mit, es handele sich bei dem Täter um einen 35-jährigen britischen Staatsbürger syrischer Abstammung. Zudem seien zwei Männer und eine Frau in Gewahrsam genommen worden. Bei ihnen bestehe der “Verdacht der Begehung, Vorbereitung und Anstiftung zu terroristischen Handlungen”.

Einem Augenzeugen zufolge war der Täter zunächst eher ziellos herumgefahren, bevor er mit dem Fahrzeug an ein Tor der Synagoge prallte. “Nachdem er aus dem Auto stieg, begann er, auf jeden in seiner Nähe einzustechen”, sagte ein Anwohner britischen Medien. Er habe einen Wachmann angegriffen und versucht, in die Synagoge einzudringen. Jemand habe aber die Tür verbarrikadiert.

“Er hat eine Bombe, gehen Sie weg!”, habe ein bewaffneter Polizeibeamter Schaulustigen zugerufen. Sekunden später sei ein Schuss gefallen. Eine Augenzeugin, Angela Crawshaw, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, sie habe drei Polizisten gesehen, die auf einen Mann auf dem Parkplatz der Synagoge zielten und zu ihm riefen: “Bleib unten, beweg dich nicht, sonst schießen wir!” Dann sei geschossen worden und der Mann sei zusammengesackt. “Dann versuchte er wieder aufzustehen, und sie schossen wieder auf ihn. Und dann gab es nur noch Panik”, so Crawshaw. “Nur noch Lärm und Panik.”

Ein auf Internet-Plattformen verbreitetes Video zeigt, wie die Polizei einen Mann erschießt, während ein anderer Mann mit offenbar traditioneller jüdischer Kopfbedeckung in einer Blutlache liegt. Nach dem Anschlag geleitete die Polizei eine große Gruppe mutmaßlich zumeist jüdischer älterer Männer aus der Synagoge. Einige trugen weiße Gewänder, andere Anzüge. Die Augenzeugin Crawshaw sagte, sie habe gesehen, wie etwa 30 Menschen herausgebracht worden seien, darunter drei kleine Kinder. Später traf am Tatort ein Bombenentschärfungskommando ein und es waren drei kleinere Explosionen zu hören.

Der britische Premierminister Keir Starmer äußerte sich entsetzt und kehrte vorzeitig von einem Gipfeltreffen in Kopenhagen zurück, um eine Dringlichkeitssitzung zu leiten. Er kündigte an, dass landesweit zusätzliche Polizeikräfte zum Schutz von Synagogen eingesetzt würden. König Charles erklärte, er sei “tief schockiert und traurig”.

Jom Kippur gilt als wichtigster Feiertag im Judentum. An dem Tag fasten und beten viele Gläubige. In Großbritannien ist die Zahl antisemitischer Vorfälle zuletzt stark gestiegen. Eine jüdische Organisation zählte für 2024 mehr als 3500 solcher Taten. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Gaza-Krieg haben Angriffe auf Juden und jüdische Einrichtungen weltweit zugenommen, auch in Deutschland und Frankreich.

(Bericht von Catarina Demony, Muvija M, Phil Noble, Andrew MacAskill, Sarah Young und Sam Tabahriti. Geschrieben von Ralf Bode, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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