Automarkt bleibt trotz September-Plus im Krisenmodus

Frankfurt (Reuters) – Trotz gestiegener Neuzulassungen im September ist der Automarkt in Deutschland nach Experteneinschätzung in keiner guten Verfassung.Im vergangenen Monat wurden, auch dank eines Arbeitstages mehr, mit rund 235.500 Fahrzeugen knapp 13 Prozent mehr neu registriert als im September 2024. Binnen neun Monaten zählte das Kraftfahrt-Bundesamt 2,11 Millionen Neuwagen, fast so viele wie im Vorjahreszeitraum. Das sind aber noch immer 23 Prozent oder 800.000 Autos weniger als beim letzten Hoch 2019. Der Neuwagenmarkt bleibe daher im Krisenmodus, erklärte Constantin Gall, Autoexperte der Unternehmensberatung EY.

Nach Einschätzung von Gall belastet die steigende Arbeitslosigkeit zunehmend den Automarkt. “Gerade gut bezahlte Industriejobs stehen zur Disposition – und wer sich Sorgen um seinen Arbeitsplatz macht, kauft kein neues Auto.” Die Produktion lag nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie im Jahresverlauf mit 3,14 Millionen Stück leicht über Vorjahr, aber zwölf Prozent unter dem Volumen von 2019. Die Exporte waren mit 2,41 Millionen Einheiten so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Ein Wachstumshemmnis dürften die stark angehobenen US-Importzölle sein. Nach leichtem Anstieg im September liegen die Auftragseingänge ebenfalls auf Vorjahresniveau.

AUTOGIPFEL IM BLICK

Am Donnerstag trifft sich die Branche mit Bundeskanzler Friedrich Merz zu einem Autogipfel. Mit Blick darauf forderten der Auto-Importeursverband VDIK und die IG Metall mehr staatliche Unterstützung für Elektroautos. Seit Jahresbeginn kamen 382.200 batterieelektrische Autos (BEV) neu auf die Straßen, ein Wachstum von 38 Prozent. Doch der Marktanteil sei mit 18 Prozent weiter viel zu niedrig, um die CO2-Grenzwerte der Europäischen Union einzuhalten, erklärte VDIK-Chefin Imelda Labbe. Der Verband der ausländischen Autobauer forderte zusätzliche Impulse, um den momentanen Aufschwung zu verstärken. “Damit die Transformation nicht mit Strafen und dem Verlust von Arbeitsplätzen einhergeht, brauchen wir einen Masterplan, der die Zukunftsfähigkeit der Automobilwirtschaft im Fokus hat”, erklärte sie mit Blick auf den Autogipfel.

In dessen Vorfeld erklärte das Bundesfinanzministerium, die Kfz-Steuerbefreiung für BEV über 2025 hinaus bis Ende 2030 verlängern zu wollen. Das sei ein wichtiges Signal, reiche aber nicht aus, um die Autoindustrie zu stabilisieren, erklärte IG Metall-Chefin Christiane Benner. Die Bundesregierung müsse vor allem durch Anreize für Käufer mit mittleren und kleinen Einkommen dafür sorgen, dass die E-Mobilität in der Breite ankomme. So nannte sie steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für Privatpersonen, ein sozial ausgestaltetes Leasingmodell und die Förderung des Kaufs von gebrauchten E-Autos.

(Bericht von Ilona Wissenbach. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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