Energiekonzern OMV kürzt Investitionen und setzt auf Gas

Wien (Reuters) – Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV tritt bei Investitionen auf die Bremse und stutzt ein zentrales Finanzziel.

Die kumulierten organischen Investitionen für den Zeitraum 2026 bis 2030 würden um insgesamt fünf Milliarden Euro gekürzt, teilte das Unternehmen am Montag anlässlich seines Kapitalmarkttages mit. Zudem senkte der Konzern seine Prognose für den operativen Cashflow auf über sechs Milliarden Euro bis 2030 von zuvor mindestens 7,5 Milliarden Euro. Das operative Gewinnziel (CCS EBIT) von mehr als 6,5 Milliarden Euro bis 2030 bleibt jedoch bestehen.

In den nächsten fünf Jahren will die OMV nun jährlich im Schnitt rund 2,8 Milliarden Euro investieren. Etwa 30 Prozent davon sollen in nachhaltige Projekte fließen. Die geplante Entkonsolidierung der Petrochemietochter Borealis nach der Gründung von Borouge Group International (BGI) verringere den Investitionsbedarf bei OMV um 3,5 Milliarden Euro, erläuterte der Konzern. OMV und ihr arabischer Kernaktionär Adnoc hatten sich im März auf die Zusammenführung der Petrochemietöchter Borealis und Borouge geeinigt, wodurch ein neuer Petrochemie-Riese mit Sitz in Wien entsteht.

Weitere 1,5 Milliarden Euro an Investitionen sollen in der Sparte Kraftstoffe und Energie gekürzt werden. Zudem würden bestimmte Nachhaltigkeitsprojekte über das Jahr 2030 hinaus verschoben, um Risiken und Chancen besser in Einklang zu bringen, hieß es. Neben den geringeren Investitionsausgaben will die OMV auch die Kosten drücken. Früheren Angaben zufolge ist bis 2027 der Abbau von weltweit rund 2000 Stellen vorgesehen.

MEHR PRODUKTION VON GAS UND ÖL

Im Gegenzug setzt OMV auf den Ausbau der Gasförderung, die vom Unternehmen als wichtige Brückentechnologie gesehen wird. Die Gesamtproduktion von Öl und Gas soll bis 2030 auf rund 400.000 Barrel pro Tag steigen. Zuvor hatte der Konzern rund 350.000 Barrel in Aussicht gestellt. Dabei spielen das Erdgas-Projekt Neptun Deep in Rumänien, neue Gasfelder in Norwegen und die Exploration vor der Küste Bulgariens eine Schlüsselrolle. Weiter werde die Exploration in Libyen ausgebaut.

Ein zentraler Wachstumstreiber bleibt das Chemiegeschäft. Die Gründung der Borouge Group International verlaufe nach Plan, teilte die OMV mit. Der Abschluss werde für das erste Quartal 2026 erwartet, die meisten behördlichen Genehmigungen seien bereits erteilt. Das neue Unternehmen wird der viertgrößte Polyolefin-Produzent der Welt sein. OMV erwartet ab 2026 eine jährliche Mindestdividende von mehr als einer Milliarde Dollar von BGI. “Unsere aktualisierten Ziele und strategischen Initiativen stärken die langfristige Resilienz von OMV”, sagte Vorstandschef Alfred Stern. Die Beteiligung an BGI, die Projekte für erneuerbare Kraftstoffe und das Gasportfolio seien die zentralen strategischen Wachstumstreiber.

Weiter bekräftigte der Konzern sein Ziel, bis 2050 bei den Emissionen klimaneutral zu werden. Dies betrifft die Kategorien Scope 1 (direkte Emissionen), Scope 2 (zugekaufte Energie) und Scope 3 (gesamte Wertschöpfungskette). Bis 2030 sollen die Emissionen der Kategorien 1 und 2 um dreißig Prozent und die der Kategorie 3 um zwanzig Prozent im Vergleich zu 2019 sinken.

Zudem kündigte OMV eine neue Dividendenpolitik ab dem Geschäftsjahr 2026 an. Die Ausschüttung soll sich dann aus der Hälfte der OMV zuzurechnenden BGI-Dividende sowie 20 bis 30 Prozent des restlichen operativen Cashflows zusammensetzen.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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