Frankfurt (Reuters) – Die jüngsten Entwicklungen in der kriselnden Pariser Politik sorgen für schlechte Stimmung am Aktien- und Anleihemarkt.
Der französische Leitindex, der Cac 40, notierte am Montag gegen Mittag rund 1,6 Prozent tiefer bei 7956 Punkten. Damit drückte er das europäische Dax-Pendant EuroStoxx50 um rund ein halbes Prozent auf 5631 Zähler. Der deutsche Leitindex trat mit 24.383 Punkten mehr oder weniger auf der Stelle. Die Rendite zehnjähriger französischer Staatsanleihen stieg im Gegenzug zum fallenden Kurs auf 3,5873 von 3,5113 Prozent. Der Euro büßte 0,7 Prozent auf 1,1656 Dollar ein.
Nach knapp einem Monat im Amt und kaum 14 Stunden nach der Bekanntgabe seines Kabinetts ist der französische Ministerpräsident Sebastien Lecornu überraschend zurückgetreten. Der 39-Jährige war der fünfte Regierungschef in weniger als zwei Jahren. Nach wochenlangen Gesprächen mit allen politischen Parteien hatte er am Sonntag seine Minister ernannt. Doch das neue Kabinett verärgerte Gegner wie Verbündete gleichermaßen, die es entweder als zu rechts oder als nicht rechts genug empfanden und drohten umgehend damit, es zu stürzen. “Es kommt eine Regierung nach der anderen”, sagte Chris Beauchamp, Chefanalyst beim Broker IG. “Das macht Investoren derzeit zweifellos vorsichtig gegenüber europäischen Anlagen – angesichts der Unsicherheit und der Auswirkungen von Frankreichs Unfähigkeit, sich aus seiner Misere zu befreien.”
ZUNEHMEND INSTABILE LAGE
Seit der Wiederwahl von Präsident Emmanuel Macron 2022 ist die politische Lage zunehmend instabil. Nach der von ihm angesetzten vorgezogenen Wahl ist das Parlament noch stärker zersplittert, womit die Bildung einer Regierung noch schwieriger geworden ist. Eine der wichtigsten Aufgaben von Lecornu war es, eine Mehrheit für den Haushalt 2026 im Parlament zu finden. Das französische Defizit liegt derzeit bei fast dem Doppelten der in der EU erlaubten Obergrenze von drei Prozent der Wirtschaftsleistung.
Für gute Laune sorgten hingegen die jüngsten Entwicklungen in Japan. Der Tokioter Leitindex Nikkei schloss fast fünf Prozent höher. Die regierende Liberaldemokratische Partei (LDP) wählte am Samstag Sanae Takaichi zu ihrer neuen Vorsitzenden und stellte damit die Weichen für die erste Ministerpräsidentin in der Geschichte des asiatischen Landes. “Wie bei ihrem Amtskollegen Shinzo Abe setzt der Markt jetzt auf einen Impuls für die japanische Wirtschaft”, sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets. Der Experte zeigte sich jedoch vorsichtig. “Auch die Abenomics waren anfangs sehr beliebt bei den Investoren, aber die Begeisterung kühlte mit der Zeit deutlich ab.”
Der Yen fiel indes um mehr als zwei Prozent auf rund 150 zum Dollar. Takaichi hatte in der Vergangenheit den Zinserhöhungskurs der japanischen Notenbank kritisiert. Die Schwäche der japanischen Währung beflügelte Gold: Das Edelmetall verteuerte sich um bis zu 1,6 Prozent auf den Höchststand von 3949,34 Dollar je Feinunze. “Angesichts des schwächeren Yens haben Anleger nun einen sicheren Hafen weniger, und Gold konnte davon profitieren”, erläuterte Tim Waterer, Chefanalyst beim Broker KCM.
PARISER BANKAKTIEN UNTER DRUCK
Bei den Einzelwerten gerieten die Aktien französischer Banken unter Druck. Die Papiere von Societe Generale, Credit Agricole und BNP Paribas rutschten um 4,3 bis 5,6 Prozent ab. Damit zogen sie den europäischen Index für den Finanzsektor um fast ein Prozent nach unten.
Gefragt an der Frankfurter Börse waren unter anderem die Aktien von Redcare, die nach starken Quartalszahlen um rund neun Prozent zulegten.
Anleger griffen auch bei Hannover Rück zu. Die Titel des weltweit drittgrößten Rückversicherers stiegen nach einer Dividendenerhöhung um zwei Prozent.
An der Börse in London rutschten die Aktien des britischen Luxuswagenbauers Aston Martin nach einer pessimistischen Prognose um sieben Prozent ab.
Eine Gewinnwarnung belastete auch die Aktien des Hausgeräteherstellers SEB, die in Paris um mehr als 20 Prozent abrutschten.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)