– von Tala Ramadan und Jana Choukeir und Nidal al-Mughrabi
Scharm El-Scheich (Reuters) – Im Ringen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg hat die radikal-islamische Hamas am Mittwoch Listen für einen Austausch von Geiseln und palästinensischen Gefangenen übergeben.
Bei den indirekten Verhandlungen mit israelischen Vertretern in Ägypten äußerte sich die militante palästinensische Organisation zugleich optimistisch, dass es zu einer Einigung kommen könne. Grundlage ist der von US-Präsident Donald Trump vorgelegte 20-Punkte-Plan. Als Anzeichen dafür, dass womöglich Bewegung in die Gespräche gekommen ist, wurde die Ankündigung weiterer Teilnehmer gewertet.
Erwartet wurden demnach im Lauf des Mittwochs am Verhandlungsort im Badeort Scharm El-Scheich der israelische Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, der katarische Ministerpräsident Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani und der türkische Geheimdienstchef Ibrahim Kalin. Zudem sollten der Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump, Jared Kushner, und der Sondergesandte Steve Witkoff zu den Gesprächen stoßen. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi zeigte sich zufrieden mit dem bisherigen Verlauf. Er höre “sehr ermutigende Dinge” von den Verhandlungen, sagte er.
Der US-Plan sieht vor, dass es in einer ersten Phase zu einer Waffenruhe, einem Austausch der verbliebenen israelischen Geiseln mit palästinensischen Gefangenen sowie der Versorgung der Menschen im Gazastreifen kommen soll. In einem zweiten Schritt sollen dann die weitaus kritischeren Fragen geklärt werden, etwa die Entwaffnung der Hamas, die Gewährleistung der Sicherheit im Gazastreifen sowie der Wiederaufbau des palästinensischen Gebiets. Dazu ist für Donnerstag eine Konferenz in Paris geplant, zu der nach Angaben aus diplomatischen Kreisen US-Außenminister Marco Rubio erwartet wird. Auch Bundesaußenminister Johann Wadephul wird zu dem Treffen reisen, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin sagte.
“DER BESTE PLAN”
An der Konferenz zur Umsetzung des US-Plans für Gaza nehmen dem Sprecher zufolge neben europäischen auch arabische und weitere muslimische Staaten teil. “Wir sehen in dem Plan eine einmalige Chance, den fürchterlichen Krieg in Gaza zu beenden, endlich die Geiseln zu befreien und für dringend benötigte humanitäre Hilfe zu sorgen”, sagte der Sprecher. “Das ist der beste Plan, den es derzeit auf dem Markt gibt.” Ziel der Konferenz sei, sich abzusprechen, welches Land welche Unterstützung leisten könne.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, Trump habe die Türkei gebeten, die Hamas von dem Abkommen zu überzeugen. Erdogan bezeichnete jedoch Israel als Haupthindernis für den Frieden. Es könne nicht sein, dass ein Kompromiss ausschließlich auf dem Rücken der Palästinenser gefunden werde, sagte Erdogan laut Mitschrift seines Büros vor Reportern. Die Türkei unterstützt den US-Plan, gehört aber zugleich zu den schärfsten Kritikern der israelischen Offensive. Priorität habe ein vollständiger Waffenstillstand, die Sicherung von Hilfslieferungen und der Wiederaufbau des Gazastreifens, sagte Erdogan. Das Gebiet müsse Teil eines palästinensischen Staates sein und von Palästinensern regiert werden. Die Regierung in Ankara sei bereit, dazu beizutragen.
ISRAEL SETZT OFFENSIVE FORT
Einer der größten Knackpunkte ist die Forderung nach einer Entwaffnung der Hamas. Die Organisation lehnt dies kategorisch ab, solange kein palästinensischer Staat gegründet ist. Arabische Staaten fordern, dass der US-Plan zu einem unabhängigen palästinensischen Staat führen müsse. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lehnt dies ab. Zudem wird in dem Plan ausgeschlossen, dass die Hamas in Zukunft im Gazastreifen eine Rolle spielen wird.
Ungeachtet der Verhandlungen setzte Israel seine Offensive im Gazastreifen am Mittwoch fort, auch wenn Angriffe auf Gaza-Stadt auf Drängen Trumps zuletzt zurückgefahren worden sind. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums in Gaza wurden in den vergangenen 24 Stunden mindestens acht Menschen durch israelischen Beschuss getötet.
Der Krieg hatte mit dem Angriff der Hamas am Morgen des 7. Oktober 2023 begonnen, bei dem nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden. Von den verbliebenen 48 Geiseln dort sollen noch 20 am Leben sein. Bei der anschließenden israelischen Militäroffensive sind nach Angaben der Gesundheitsbehörden bislang mehr als 67.000 Palästinenser getötet worden.
(Mitarbeit Dawoud Abu Elkas, Tuvan Gumrukcu und Daren Butler in Ankara, Jana Choukeir und Tala Ramadan in Dubai, Maayan Lubell in Jerusalem, d John Irish, Angelo Amante und Alexander Ratz; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)