(neu: Vorstand, Aktienkurs, Händler)
Düsseldorf (Reuters) – Die Negativ-Schlagzeilen bei Gerresheimer reißen nicht ab: Nach dem Wechsel im Finanzressort und der Überprüfung der Bilanzen durch die Finanzaufsicht BaFin hat der Vorstand nun seine Jahresziele kassieren müssen und einen Konzernumbau angekündigt.
Die Geschäfte des für die Pharma- und Kosmetikindustrie produzierenden Verpackungsherstellers liefen schlechter als erwartet, erklärte Vorstandschef Dietmar Siemssen. Daher werde der Düsseldorfer Konzern seine Jahresziele nicht erreichen, auch wenn das vierte Quartal Besserung verspricht.
Die Nachricht sorgte am Donnerstag an der Börse für einen Kurssturz. Die im Nebenwerteindex MDax notierten Aktien rauschten um 13 Prozent auf 32,36 Euro ab. Vor einem Jahr waren die Titel noch über 86 Euro wert. Eine weitere unschöne Warnung von Gerresheimer, kommentierte ein Händler.
TRANSFORMATION SOLL BESSERUNG BRINGEN
“Die operative Entwicklung unseres Geschäfts in den ersten neun Monaten liegt klar unter unseren Erwartungen”, erklärte Siemssen. Vor allem die Nachfrage aus der Kosmetikindustrie sei mau. Doch auch im Bereich Pharma seien die Bestellungen von Verpackungen für die Einnahme von flüssigen Medikamenten gedämpft. Um wieder auf Kurs zu kommen, werde Gerresheimer ein umfassendes “Transformationsprogramm” mit einer neuen Konzerngliederung einleiten und ein Kostensenkungsprogramm starten, das unter anderem eine “selektive Investitionsplanung” vorsehe. Zudem solle die Erweiterung des Produktportfolios auf Systeme und Lösungen für Biopharmazeutika einen wichtigen Beitrag leisten.
Der seit September amtierende Finanzvorstand Wolf Lehmann kündigte an, der Umbau werde zu Beginn des neuen Geschäftsjahres starten und sei keine Sache von ein oder zwei Quartalen. “Das wird für uns ein Schwerpunkt für die nächsten zwei Jahre sein”, betonte der Manager an.
Im laufenden Jahr peilt Gerresheimer nun organisch einen Umsatzrückgang um zwei bis vier Prozent an. Zuvor hatte der Vorstand eine Stagnation bis zu einem Plus von zwei Prozent avisiert. Für die bereinigte operative Umsatzrendite (Ebitda-Marge) nannte er eine Spanne von 18,5 bis 19 Prozent statt 20 Prozent. Nach ersten Berechnungen sanken die Erlöse im dritten Quartal um 1,2 Prozent, die bereinigte Ebitda-Marge erreichte 18,8 Prozent.
(Bericht von Anneli Palmen und Elke Ahlswede, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)