Berlin (Reuters) – Das USA-Geschäft der deutschen Reiseveranstalter hat mit Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump einen Einbruch erlitten.
Im Sommer 2025 lag der Umsatz fast ein Fünftel unter dem Vorjahreszeitraum, wie der Deutsche Reiseverband (DRV) am Donnerstag mitteilte. Zudem liegen die Erlöse bei Reisen in die USA für die Wintersaison von November 2025 bis April 2026 derzeit um 27 Prozent unter dem Vorjahresniveau. “Das dürfte ein Trump-Effekt sein”, sagte Sören Hartmann, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), der Nachrichtenagentur Reuters in Berlin. “Die Politik unter Trump sorgt für viel Unsicherheit.”
Auch Christoph Zeh, der für den Meinungsforscher Yougov das Reiseverhalten untersucht, machte deutlich: “Bereits kurz nach Trumps Amtsantritt Anfang 2025 sind die Besuchsabsichten der Deutschen für die USA deutlich nach unten gegangen.” Verschiedene erratische Entscheidungen von Trump hätten Vertrauen gekostet und Berichte über Einschränkungen bei der Einreise in die USA abgeschreckt. “Momentan kommen die Amerikaner zu uns und nach Europa.”
DRV-Vize-Präsident Mark Tantz vom Reisekonzern Dertour sagte, anfangs habe man einen guten Zulauf gehabt. “Dann gab es den politischen Effekt und der Dollar war für Reisende ungünstig.” Inzwischen habe sich das Geschäft wieder normalisiert, sagte der Manager des zur Rewe-Gruppe gehörenden Reiseveranstalters.
IM WINTER PREISGÜNSTIGE FERNREISE-ZIELE GEFRAGT
Insgesamt zeichnet sich laut DRV für die kommende Wintersaison ein starker Trend zu Fernreisen ab, während im abgelaufenen Sommer vor allem preisgünstigere Ziele gefragt waren. Der Buchungsumsatz liegt für den Winter 2025/26 derzeit neun Prozent über dem Vorjahreswert. Der Sommer 2025 – also Mai bis Oktober – schloss mit einem Umsatzplus von sechs Prozent ab. Die Daten basieren auf Auswertungen von Travel Data + Analytics (TDA) mit Buchungsstand Ende August.
Für die anstehende Wintersaison verzeichnet der DRV eine besonders hohe Nachfrage nach Fernreisen. Hier stieg der Umsatz um elf Prozent. “Noch mehr Deutsche als in den Jahren zuvor wollen den Sommer auch in der dunklen Jahreszeit in fernen Ländern verlängern und dem hiesigen kalten Wetter mit einer Fernreise entfliehen”, sagte der scheidende DRV-Präsident Norbert Fiebig. Besonders gefragt seien Ziele in Afrika mit einem Umsatzplus von 25 Prozent sowie in Südostasien mit 16 Prozent. Auch Ziele am westlichen und östlichen Mittelmeer wie die Kanaren oder Ägypten legen um je zehn Prozent zu.
Im zu Ende gehenden Reisesommer 2025 profitierten vor allem preisgünstigere Destinationen. Bulgarien verzeichnete ein Umsatzplus von 41 Prozent, Thailand legte um 18 Prozent und Ägypten um 17 Prozent zu. Die Türkei, das beliebteste Reiseziel für Familien, wuchs mit sechs Prozent im Marktdurchschnitt. Insgesamt stieg der Umsatz im Sommer um sechs Prozent, die Zahl der Reisenden jedoch nur um ein Prozent. Sie liegt damit weiter zehn Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau des Sommers 2019.
Generell buchen die Kunden wieder früher. Viele nutzten bei Pauschalreisen sogenannte Flex-Pakete, die gegen einen Aufpreis kurzfristiges und kostenfreies Umbuchen oder Stornieren ermöglichen. Wachstumstreiber bleiben auch Kreuzfahrten. Sie legen laut DRV im Winter beim Umsatz um acht Prozent zu und machen bereits 30 Prozent der gebuchten Winterreisen aus.
Der DRV vertritt die Interessen von Reisebüros und Pauschalreiseanbietern. Am Freitag wählt der Verband die Nachfolge für Präsident Fiebig, der seit Juni 2014 Cheflobbyist der Reisebranche ist. Als Favorit gilt Albin Loidl.
(Bericht von Klaus Lauer; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)