Chinas Exporte wachsen trotz Handelsstreits überraschend stark

Peking (Reuters) – Chinas Exporte haben im September trotz des andauernden Handelsstreits mit den USA überraschend stark zugelegt.Die Ausfuhren stiegen zum Vorjahresmonat um 8,3 Prozent, wie die Zollbehörde am Montag mitteilte. Von Reuters befragte Analysten hatten nur mit plus sechs Prozent gerechnet. Auch die Importe wuchsen mit 7,4 Prozent deutlich stärker als mit 1,5 Prozent erwartet. Der Handelsüberschuss sank auf 90,45 Milliarden Dollar. Wegen des Zollkonflikts mit den Vereinigten Staaten versuchen chinesische Hersteller, zunehmend Käufer in Märkten außerhalb der USA zu finden. Die Regierung in Peking setzt darauf, dass die Exporteure ihre Verkäufe nach Asien, Afrika und Lateinamerika steigern, um die US-Handelsbeschränkungen auszugleichen.

China erziele dabei zunehmend Erfolge, sagte Sandro Pannagl von der Landesbank Baden-Württemberg. “So stiegen die Exporte in afrikanische Länder um satte 56 Prozent. Das ist das schnellste Wachstum in über vier Jahren.” Peking will damit die exportorientierte Wirtschaft auf Kurs halten, um das offizielle jährliche Ziel für das Wirtschaftswachstum von rund fünf Prozent zu erreichen.

Gleichzeitig nimmt angesichts der Zollhürden die Bedeutung der USA als Exportmarkt immer weiter ab. Während 2024 noch rund 15 Prozent aller chinesischen Waren in die USA gingen, dürfte der Anteil beim Fortsetzen des jetzigen Trends bis Jahresende auf deutlich unter zehn Prozent fallen, erklärte LBBW-Experte Pannagl. Die Umsetzung der jüngsten Drohung von US-Präsident Donald Trump, US-Zölle auf chinesische Waren ab Anfang November um 100 Prozent anzuheben, würde dies nur beschleunigen. Am Sonntag kamen von Trump derweil Signale der Deeskalation. Das chinesische Außenministerium wiederum betonte am Montag, China werde Maßnahmen ergreifen, um seine legitimen Rechte und Interessen zu wahren, sollten die USA entschlossen sein, ihren eigenen Weg zu gehen.

China hatte am Wochenende sein Vorgehen verteidigt und Exportkontrollen für Seltene Erden für legitim erklärt. Dies sei wegen der militärischen Anwendungsmöglichkeiten der Metalle und der “aktuell turbulenten globalen Lage” notwendig. China wolle keinen Handelskrieg, habe aber auch keine Angst davor, hieß es.

Die jetzigen Beschränkungen dürften die Lage laut Pannagl verschärfen. “Hinzu kommt, dass auch aus anderen europäischen Industriebranchen – unter anderem der Chemie- und Pharmabranche – die Rufe nach Zöllen gegen die Zunahme chinesischer Importwaren lauter werden.” Es sei wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis die EU ähnlich wie zuletzt bei Stahl auch in anderen Sektoren Schutzmaßnahmen ergreife. So will die EU-Kommission der kriselnden europäischen Stahlindustrie mit hohen Aufschlägen auf Importe aus aller Welt den Rücken stärken. Die Brüsseler Behörde schlägt Zölle von rund 50 Prozent auf Stahleinfuhren über den genehmigten Mengen vor.

(Bericht von Joe Cash, geschrieben von Klaus Lauer und Sabrina Frangos, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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