München (Reuters) – Die Berliner PSI Software steht vor dem Verkauf an den Technologie-Investor Warburg Pincus.
Das auf die Energiebranche spezialisierte Softwarehaus wird dabei mit mehr als 700 Millionen Euro bewertet. Warburg Pincus setzte sich in einem Bieterstreit mit zwei anderen Beteiligungsfirmen mit einem Gebot über 45 Euro je Aktie durch, wie PSI und der Investor am Montag mitteilten. Der künftige Eigentümer will das Unternehmen mit 2350 Mitarbeitern beim Umbau zu einem cloud-basierten Abo-Modell für seine Software unterstützen. “Die Partnerschaft mit Warburg Pincus bietet uns die erforderliche Erfahrung, finanzielle Stärke und den operativen Rückhalt, um die Umsetzung unserer Wachstumsstrategie zu beschleunigen”, sagte Vorstandschef Robert Klaffus.
Um PSI hatten auch die Investoren Thoma Bravo und HgCapital gebuhlt. Der Kaufpreis liegt 84 Prozent über dem PSI-Aktienkurs vom Donnerstag, bevor Reuters über den laufenden Bieterprozess berichtet hatte. Am Montag legten die Papiere um 34 Prozent auf 44,50 Euro zu. Größter Aktionär ist bisher der Medienunternehmer und Investor Norman Rentrop mit 23,1 Prozent, der nun verkaufen will. Warburg Pincus erklärte, man habe bereits 28,5 Prozent der Anteile sicher. Ziel ist eine Beteiligung von mehr als 50 Prozent.
Der zweitgrößte Aktionär, der Energieversorger E.ON, will sein Aktienpaket von 17,8 Prozent behalten, auch wenn PSI wie geplant nach der Übernahme von der Börse genommen werden soll. E.ON ist zugleich einer der wichtigsten Kunden von PSI und hat sich Mitspracherechte unter dem neuen Eigentümer einräumen lassen.
Die Software von PSI wird unter anderem zur Steuerung von Stromübertragungsnetzen verwendet, ist aber auch in der Logistik und der Produktion im Einsatz. Warburg Pincus hat sich in einer Vereinbarung mit PSI verpflichtet, “die internationale Expansion zu fördern sowie interne Effizienzprogramme durch Prozessstandardisierung und konsequente Digitalisierung voranzutreiben”, wie es in der Mitteilung hieß. Dazu gehöre auch frisches Kapital, “damit die PSI eine führende Rolle bei der Konsolidierung des Marktes für Energie- und Industriesoftware einnehmen kann”. Der Vorstand soll an Bord bleiben, der Firmensitz bleibe in Berlin.
Im vergangenen Jahr setzte PSI Software 260,8 Millionen Euro um. Ein Cyberangriff hatte das Unternehmen wochenlang lahmgelegt, die daraus resultierenden Belastungen drückten PSI in die roten Zahlen: Vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag der Verlust bei 15,2 Millionen Euro. Für das laufende Jahr hat der Vorstand ein Umsatzplus von zehn Prozent und eine Rückkehr in die Gewinnzone mit einer Ebit-Marge von vier Prozent in Aussicht gestellt. Ein laufendes Kostensenkungsprogramm soll erst 2026 seine Wirkung entfalten.
(Bericht von Alexander Hübner und Christoph Steitz. Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)