Handelskrieg zwischen USA und China weitet sich auf Schifffahrt aus

Peking/Los Angeles (Reuters) – Der Handelsstreit zwischen den USA und China weitet sich auf die Weltmeere aus.

Seit Dienstag erheben die beiden weltgrößten Volkswirtschaften jeweils zusätzliche Hafengebühren für Seeschiffe, die von Spielzeug bis Rohöl alle möglichen Güter transportieren. China teilte mit, es habe damit begonnen, die Sondergebühren für Schiffe zu erheben, die sich in US-Besitz befinden, von US-Firmen betrieben werden, in den USA gebaut oder unter US-Flagge fahren. Ausgenommen sind in China gebaute Schiffe. Auch leere Schiffe, die zur Reparatur in chinesische Werften einlaufen, sind den vom Staatssender CCTV veröffentlichten Bestimmungen zufolge befreit.

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hatte die Gebühren für Schiffe mit China-Bezug bereits Anfang des Jahres angekündigt. Ziel sei es, den Einfluss des Landes auf die globale Schifffahrtsindustrie zu verringern und den US-Schiffbau zu stärken. Eine Untersuchung während der Amtszeit von Trumps Vorgänger Joe Biden war zu dem Schluss gekommen, dass China unlautere Praktiken anwendet, um den globalen See-, Logistik- und Schiffbausektor zu beherrschen. China hatte daraufhin vergangene Woche angekündigt, seinerseits Hafengebühren für Schiffe mit US-Bezug zu erheben, die am selben Tag wie die US-Gebühren in Kraft treten sollten.

Analysten erwarten, dass die chinesische Container-Reederei COSCO am stärksten betroffen sein wird und im Jahr 2026 fast die Hälfte der für diesen Sektor erwarteten Kosten von 3,2 Milliarden Dollar tragen dürfte. “Diese Politik nach dem Motto ‘Wie du mir, so ich dir’ verstrickt beide Volkswirtschaften in eine Spirale maritimer Besteuerung, die die globalen Frachtströme zu verzerren droht”, hieß es in einer Analyse des in Athen ansässigen Schiffsmaklers Xclusiv Shipbrokers. Ein in Schanghai ansässiger Berater äußerte sich jedoch zurückhaltender. Die neuen Gebühren dürften die Branche nicht allzu sehr stören. Steigende Kosten würden wahrscheinlich als höhere Preise weitergegeben.

CHINA ZIEHT AUCH ANDERSWO DAUMENSCHRAUBEN AN

China verhängte am Dienstag zudem Sanktionen gegen fünf Tochtergesellschaften des südkoreanischen Schiffbauers Hanwha Ocean mit US-Bezug. Daraufhin gab die Aktie des Unternehmens um 5,8 Prozent nach. Zur Begründung hieß es aus dem Handelsministerium in Peking, die Hanwha-Einheiten hätten Ermittlungen der US-Regierung unterstützt und damit die Souveränität Chinas gefährdet. Hanwha ist ein wichtiger Partner der USA bei dem Versuch, den heimischen Schiffbau wiederzubeleben, und hatte eine Investition von fünf Milliarden Dollar in die US-Werft Philly Shipyard angekündigt. Das südkoreanische Außenministerium teilte mit, es prüfe die Auswirkungen der Sanktionen und plane, mit China zu kommunizieren, um die Folgen zu minimieren.

Insidern zufolge erschwert China bereits seit September die Ausfuhr von Magneten aus Seltenen Erden. Anträge auf Ausfuhrgenehmigungen würden strenger geprüft, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Dies geschah bereits vor der offiziellen Ausweitung der Exportkontrollen für die kritischen Mineralien in der vergangenen Woche. Anträge würden nun häufiger mit der Bitte um zusätzliche Informationen zurückgeschickt, sagte eine der Personen. Die Genehmigungen dauerten länger, auch wenn sie im Allgemeinen noch innerhalb der vom Handelsministerium gesetzten Frist von 45 Arbeitstagen lägen. Am Montag veröffentlichte Daten hatten gezeigt, dass Chinas Exporte von Seltenen Erden im September um 31 Prozent zurückgegangen sind, wobei allerdings unklar ist, welcher Anteil davon auf Magnete entfällt.

China ist der weltgrößte Lieferant von Seltenen Erden, einer Gruppe von 17 Elementen, die für Produkte von Elektrofahrzeugen bis hin zu Militärradaren von entscheidender Bedeutung sind. Peking hatte die Kontrollen in der vergangenen Woche ausgeweitet und damit den Zorn der USA auf sich gezogen. Seitdem ist der Handelsstreit zwischen beiden Ländern wieder eskaliert. Trump hat mit zusätzlichen Zöllen von 100 Prozent auf chinesische Exporte in die USA ab Anfang November gedroht, zudem neue Ausfuhrkontrollen für strategisch wichtige Software.

(Bericht von Lisa Baertlein, Liz Lee und Joe Cash, geschrieben von Christian Krämer, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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