Kiew (Reuters) – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft dem Bürgermeister der Hafenstadt Odessa, Hennadij Truchanow, den Besitz der russischen Staatsbürgerschaft vor und hat ihn abgesetzt.
Zudem entzog er dem 60-Jährigen die ukrainische Staatsangehörigkeit. Er warf ihm am Dienstag in seiner abendlichen Videoansprache auch Versagen vor: “Zu viele Sicherheitsfragen in Odessa sind zu lange ungelöst geblieben.” Der seit 2014 amtierende Bürgermeister der größten ukrainischen Hafenstadt wies die Vorwürfe im öffentlich-rechtlichen Sender Suspilne zurück. Er habe Beweise, dass er die russische Staatsbürgerschaft nicht besitze.
Truchanow hatte Kritik auf sich gezogen, weil er sich wiederholt gegen die sogenannte Ent-Russifizierung ausgesprochen hatte. Diese begann 2014 nach der Annexion der Krim durch Moskau und wurde durch die russische Invasion 2022 angefacht. Der Bürgermeister hatte sich gegen den Abriss der Denkmäler für Zarin Katharina die Große und für den russischen Dichter Alexander Puschkin ausgesprochen.
Der oppositionelle Abgeordnete aus Odessa und scharfe Kritiker Selenskyjs, Oleksij Hontscharenko, sagte, Truchanow habe zwar “viele Fragen” zu beantworten, verurteilte jedoch den Entzug seiner Staatsbürgerschaft. “Heute werden sie Truchanow holen und wir werden uns alle freuen, weil er böse ist. Aber morgen wird diese Repressionsmaschinerie gegen unbequeme Menschen entfesselt”, warnte er auf Telegram.
Truchanow kündigte an, gegen die Vorwürfe vorzugehen. “Ich werde die Entscheidung, mir die ukrainische Staatsangehörigkeit zu entziehen, vor das Oberste Gericht bringen”, sagte er in einer Videobotschaft.
Selenskyj sagte in seiner Ansprache, er werde in Kürze einen Leiter für eine neue Militärverwaltung ernennen, die die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters wahrnehmen werde.
(Bericht von Yuliia Dysa, Max Hunder und Tom Balmforth.; Bearbeitet von Isabelle Noack.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)