Zürich (Reuters) – Der Boom bei Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI) kurbelt das Geschäft des Schweizer Elektrotechnikkonzerns ABB an.
Der Auftragseingang des Siemens-Rivalen kletterte im dritten Quartal um zwölf Prozent auf 9,1 Milliarden Dollar. Besonders lebhaft war die Nachfrage im Segment Rechenzentren. “In den USA besteht eine starke Nachfrage nach Elektrifizierung und Automatisierung,” erklärte Konzernchef Morten Wierod am Donnerstag. “Der Ausbau von Rechenzentren ist natürlich ein wichtiger Treiber, aber auch die Elektrifizierungstrends in der Industrie üben zusätzlichen Druck auf die Versorgungsunternehmen aus, sodass diese investieren müssen, sogar in die Stromerzeugung.”
Für Rechenzentren liefert ABB unter anderem Ausrüstung für eine unterbrechungsfreie Stromversorgung. Zu Wochenbeginn kündigte ABB bei der Entwicklung von Stromversorgungslösungen für KI-Rechenzentren eine Zusammenarbeit mit dem US-Chipgiganten Nvidia an. Prognosen zufolge dürfte der weltweite Strombedarf von Rechenzentren von 80 Gigawatt im laufenden Jahr auf rund 220 Gigawatt bis 2030 steigen. Rund 70 Prozent dieses Wachstums dürften auf KI-Anwendungen entfallen.
Die Auswirkungen der US-Zölle bezifferte der scheidende Finanzchef Timo Ihamuotila auf einen zweistelligen Millionen-Dollar-Betrag. Dem wirke ABB mit leichten Preiserhöhungen und Effizienzsteigerungen entgegen. Um die Abhängigkeit von Lieferketten zu verringern, will der Konzern zudem den Anteil der in den USA produzierten Waren erhöhen. Derzeit würden 75 bis 80 Prozent der dort verkauften Produkte vor Ort hergestellt, künftig sollen es 90 Prozent sein. Auf den langjährigen Finanzchef Ihamuotila folgt zum 1. Februar 2026 Christian Nilsson, der CFO des Geschäftsbereichs Elektrifizierung ist.
Dank höherer Umsätze verdiente ABB im abgelaufenen dritten Quartal auch mehr. Das operative Ergebnis (Ebita) kletterte um zwölf Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar. Im Gesamtjahr erwartet ABB ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich und eine operative Marge (Ebita) am oberen Ende des langfristigen Zielkorridors von 16 bis 19 Prozent. Im dritten Quartal lag die operative Marge bei 19,2 Prozent.
ABB hat die Rentabilität in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert. Auslöser war dabei der Konzernumbau von Wierods Vorgänger Björn Rosengren. ABB hat sich seitdem von einer Reihe von Teilbereichen getrennt und das Angebot gestrafft. So kündigte der Konzern aus Zürich vergangene Woche an, seine Robotik-Sparte für rund 5,4 Milliarden Dollar an den japanischen Technologie-Investor SoftBank zu verkaufen. Der Erlös soll vor allem in die florierenden Geschäftsfelder Elektrifizierung und Automation fließen. Die Elektrifizierungssparte produziert unter anderem Schaltanlagen, Steckdosen und Umspannwerke.
(Bericht von John Revill und Oliver Hirt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)