Frankfurt (Reuters) – Eine Reihe positiv aufgenommener Firmenbilanzen hat die europäischen Aktienmärkte leicht ins Plus gehievt.
Der Dax notierte am Donnerstag gegen Mittag 0,2 Prozent höher bei 24.222 Punkten. Der EuroStoxx50 rückte um knapp ein halbes Prozent auf 5628 Zähler vor. “Mit LVMH und ASML haben wir bereits zwei Unternehmen mit einem sehr hohen Marktwert, die die Erwartungen übertroffen haben”, sagte Janet Mui, Chefanalystin beim Vermögensverwalter RBC Brewin Dolphin, mit Blick auf die Veröffentlichungen vom Mittwoch. “Das schafft eine sehr gute Ausgangslage für den weiteren Verlauf der Berichtssaison.”
Gefragt am Donnerstag waren unter anderem die Aktien von Sartorius, die um neun Prozent stiegen. Der Labor- und Pharma-Zulieferer hat in den ersten neun Monaten des Jahres kräftig zugelegt und seine Jahresziele konkretisiert. Im SDax sprangen die Titel von Drägerwerk um knapp zehn Prozent in die Höhe. Auch der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern ist nach einem starken dritten Quartal optimistischer für das Gesamtjahr. Europaweit stand Nestle mit einem Kurssprung von 8,3 Prozent im Rampenlicht. Beim krisengeplagten Schweizer Nahrungsmittelriesen erholt sich das Wachstum allmählich. Zudem will der neue Konzernchef das Unternehmen mit tiefen Einschnitten beim Personal wieder in die Spur bringen.
LECORNU ÜBERSTEHT BEIDE MISSTRAUENSVOTEN
Merck konnte seine anfänglichen Kursgewinne nach der neuen Prognose hingegen nicht halten. Die Papiere des Pharma- und Technologiekonzerns gaben gut drei Prozent nach, nachdem sie zuvor um bis zu 2,4 Prozent zugelegt hatten. “Merck hat auf dem Kapitalmarkttag Aussagen zu 2026 gemacht, und diese haben dem Markt auf den zweiten Blick gar nicht gefallen”, sagte ein Händler.
Anleger blickten zugleich auf die politischen Entwicklungen in Frankreich. Premierminister Sebastien Lecornu überstand mit seiner Minderheitsregierung zwei Misstrauensvoten im Parlament und hat sich damit vorerst das politische Überleben gesichert. Experten mahnten jedoch zur Vorsicht. “Damit würde den Börsen die Hängepartie von Neuwahlen weiterhin erspart bleiben. Allerdings wird der Preis dafür hoch sein”, sagte QC-Partners-Experte Thomas Altmann mit Blick auf die Zugeständnisse, die Lecornu machen müsste. Diese dürften eine Konsolidierung des Haushalts erschweren. “Und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis Frankreichs Schulden wieder für Turbulenzen auf den Finanzmärkten sorgen werden”, resümierte Altmann.
GOLD ERNEUT AUF REKORDHOCH
Trübe Vorzeichen für die europäische Wirtschaft kamen von neuen Konjunkturdaten: Der Außenhandel der Euro-Zone hat massiv an Schwung verloren. Der Handelsbilanzüberschuss sank im August auf 1,0 Milliarden Euro, nach 12,7 Milliarden Euro im Juli, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Donnerstag mitteilte. “Diese Verringerung ist hauptsächlich auf einen erheblich niedrigeren Überschuss in der Produktgruppe ‘Maschinen & Fahrzeuge’ zurückzuführen”, hieß es. Hier gab es einen Einbruch auf 7,8 Milliarden Euro, nach 18,0 Milliarden Euro im August 2024. “Die Handelsdaten machen deutlich, dass die externe Nachfrage das Wachstum im Euroraum in absehbarer Zeit nicht ankurbeln wird”, kommentierte Tomas Dvorak vom Analysehaus Oxford Economics.
Der Goldpreis setzte seinen Rekordlauf fort. Die “Antikrisen-Währung” verteuerte sich um bis zu 0,8 Prozent auf 4243 Dollar je Feinunze. Damit verzeichnete sie den fünften Tag in Folge ein neues Allzeithoch. Rückenwind geben dem gefragten Edelmetall seit einiger Zeit Spekulationen auf fallende Zinsen in den USA, der anhaltende Teilstillstand der US-Verwaltung und die Eskalation im US-Handelskonflikt mit China. Experten sind sich jedoch nicht einig, ob es bald die Marke von 5000 Dollar erreichen könnte. Dafür müsste die physische Nachfrage nach Gold – etwa nach Münzen, Barren und Schmuck – stabil bleiben, während Käufe über Finanzprodukte wie ETFs oder Futures deutlich zulegen, sagte Aakash Doshi vom Finanzdienstleister State Street.
(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)