Ibach (Reuters) – Hohe US-Strafzölle machen das weltberühmte Schweizer Taschenmesser für seinen Hersteller Victorinox in den Vereinigten Staaten zum Verlustgeschäft.
Die im August von US-Präsident Donald Trump eingeführten Importgebühren von 39 Prozent auf Waren aus der Schweiz seien eine “außergewöhnlich herausfordernde Situation”, sagte Firmenchef Carl Elsener der Nachrichtenagentur Reuters. Die Abgabe koste das Unternehmen rund 13 Millionen Dollar pro Jahr. Mit jedem Produkt, das in die USA geliefert werde, verliere Victorinox Geld.
Die USA machten 2024 rund 13 Prozent des Gesamtumsatzes von 417 Millionen Franken aus. Das rot-silberne Multifunktionswerkzeug, das in den USA durch aus Europa zurückkehrende Soldaten populär wurde, die nach dem Zweiten Weltkrieg dort stationiert waren, wird in einer Fabrik im zentralschweizerischen Ibach hergestellt.
PREISE BLEIBEN – MARKTANTEILE VERTEIDIGEN
Das Familienunternehmen will dennoch vorerst an den US-Preisen festhalten. “Unsere Priorität ist es, den Marktanteil zu verteidigen, solange die Situation so unvorhersehbar ist”, sagte Elsener. Dafür hat Victorinox seine Lager in den USA bereits mit zusätzlichen Lieferungen aufgefüllt. Zudem will der Konzern die Effizienz in seinen Schweizer Werken steigern und neue Märkte in Lateinamerika und Asien erschließen, um die Abhängigkeit vom US-Geschäft zu verringern. Geprüft werde auch, Endarbeiten wie das Polieren und Verpacken in die USA zu verlagern, um die Kosten bei der Einfuhr zu senken.
Eine komplette Verlagerung der Fertigung ins Ausland sei jedoch keine Option, erklärte Elsener. Um das begehrte “Swiss-Made”-Siegel zu erhalten, müssen mindestens 60 Prozent der Herstellungskosten in der Schweiz anfallen. Von den US-Zöllen sind auch andere Schweizer Firmen wie der Uhrenkonzern Swatch oder der Lebensmittelriese Nestlé betroffen. Die Industrie leidet zudem unter dem starken Franken, der die Gewinnmargen schmälert. Elsener zeigte sich dennoch zuversichtlich: “Dies ist nur die jüngste herausfordernde Situation, von der ich überzeugt bin, dass wir sie meistern können.”
(Bericht von John Revill, geschrieben von Anneli Palmen, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)