Merck bei Healthcare optimistischer – Suche nach Zukäufen

Düsseldorf (Reuters) – Der Pharma- und Technologiekonzern Merck blickt für seine Sparte Healthcare nach einer milliardenschweren Übernahme etwas optimistischer in die Zukunft.

Insgesamt wollen die Darmstädter mittelfristig Wachstumsraten im mittleren einstelligen Prozentbereich erzielen, wie das Unternehmen am Donnerstag zu seinem Kapitalmarkttag mitteilte. Zugleich wollen sie profitabler arbeiten. “Wir setzen klar auf Wachstum”, sagte die im nächsten Jahr ausscheidende Merck-Chefin Belen Garijo. Zukäufe hat Merck dabei auch auf dem Zettel. “Wir haben Appetit auf Übernahmen und legen die Priorität dabei auf Life Science”, sagte die Spanierin.

Die Anleger konnte Merck zunächst nicht überzeugen – die im Leitindex Dax notierten Aktien rutschten nach anfänglichen Gewinnen um mehr als drei Prozent ins Minus. Die Aussagen für 2026 hätten dem Markt auf den zweiten Blick nicht gefallen, sagte ein Händler zur Begründung.

Für die Sparte Healthcare, die jüngst durch die Übernahme des auf die Behandlung seltener Tumore spezialisierten US-Biotechunternehmens SpringWorks Therapeutics verstärkt wurde, blickt der Konzern optimistischer in der Zukunft. “Mit dem Aufbau eines starken Portfolios zur Behandlung seltener Erkrankungen erhöht Merck die mittelfristige Prognose für sein Healthcare-Geschäft.” Nun werde mit einem jährlichen organischen Umsatzwachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich gerechnet. Zuletzt war hier mittelfristig ein “leichtes Wachstum” in Aussicht gestellt worden. Der US-Kauf soll nun für Schub sorgen.

Die Sparte Electronics, die unter anderem Hochleistungs-Chips für Anwendungen in der Künstlichen Intelligenz (KI) produziert, soll mittelfristig “ein jährliches organisches Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich” erreichen. Zuletzt hatte Merck hier “fünf bis neun Prozent” Wachstum prognostiziert. Der Bereich Life Science soll mittelfristig “im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich” wachsen – zuvor waren es sieben bis neun Prozent.

LIFE SCIENCE HAT PRIORITÄT

Der Unternehmensbereich Life Science, der Produkte für die Pharmaforschung und Arzneimittelherstellung anbietet, könnte nun durch eine Übernahme gestärkt werden. Die Priorität bei Zukäufen liege in diesem Bereich, sagte Garijo. Dabei schaue sich Merck ein breites Spektrum von Unternehmen an, sowohl private als auch börsennotierte, sagte Garijo.

Die strategischen Weichenstellungen erfolgen vor einem Wechsel an der Konzernspitze. Ende September hatte Merck angekündigt, dass Elektronik-Spartenchef Kai Beckmann zum 1. Mai 2026 die Nachfolge von Garijo antreten wird. Ihr Vertrag endet planmäßig. In ihrer Amtszeit führte Garijo Merck durch die Corona-Pandemie und steuerte strategische Zukäufe sowie Veräußerungen. “Wir werden weiter konsequent und zielgerichtet in das investieren, was uns stark macht, und wollen damit unseren Konzernumsatz bis 2025 auf circa 25 Milliarden Euro steigern”, hatte die Managerin 2021 angekündigt. Dieses Ziel hat sie indes nicht erreicht – 2025 sollen es beim Umsatz 20,5 bis 21,7 Milliarden Euro werden, bekräftigte der Konzern am Donnerstag. Die Spanierin führte die Entwicklung auch auf die Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie zurück.

Gegenwind könnte für Merck nun aus den USA kommen – die Darmstädter sind dort stark engagiert. US-Präsident Donald Trump hat die Pharma-Branche wegen aus seiner Sicht zu hoher Preise unter Druck gesetzt. Die Merck-Chefin bekräftigte, der Konzern prüfe in den USA einen Direktvertrieb an Patienten. Dies sei eine der Optionen, Arzneien günstiger anzubieten. Für Gegenwind im Jahr 2026 könnten aber Trumps Zölle und Währungseffekte sorgen, machten Garijo und Finanzchefin Helene von Roeder deutlich. Im Falle von Life Science und Electronics würden sich die Märkte im kommenden Jahr wohl allmählich verbessern, hieß es. Bei Healthcare sei eine moderate Entwicklung zu erwarten.

(Von Marleen Käsebier und Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

tagreuters.com2025binary_LYNXNPEL9F09B-VIEWIMAGE