Frankfurt (Reuters) – Die Furcht der Anleger vor einer Bankenkrise nach schlechten Nachrichten von einigen US-Regionalinstituten macht den Börsen zu schaffen.
Der Dax notierte am Freitag gegen Mittag gut zwei Prozent schwächer bei 23.740 Punkten. Zu den größten Verlierern gehörten die Titel der Deutschen Bank und der Commerzbank, die um 6,4 und 3,5 Prozent abrutschten. Unter Druck gerieten auch europäische Rivalen wie Banco de Sabadell, Barclays und Bank of Ireland mit Verlusten von 5,4 bis 9,5 Prozent. Dies drückte den europäischen Branchenindex um fast drei Prozent nach unten, während das europäische Dax-Pendant EuroStoxx50 1,5 Prozent auf 5567 Zähler nachgab.
“Nachdem die Banken in den USA über Nacht abverkauft wurden, wachen Asien und Europa auf – und so zieht sich die Welle durch die Märkte”, erläuterte James Rossiter, Chefstratege bei der Investmentbank TD Securities, den Mechanismus am Markt. Am Donnerstag waren in den USA Aktien der Finanzinstitute Zions Bancorporation, Western Alliance und Jefferies eingebrochen. Der Index für regionale US-Banken büßte rund sechs Prozent ein. Analysten verwiesen darauf, dass mehrere Banken Probleme mit Krediten der Autozulieferer Cantor Group und First Brands eingeräumt hatten. Da das Bankensystem eng vernetzt ist, schürte dies Ängste vor einer größeren Krise. Vor zwei Jahren hatte eine Serie von Pleiten bei US-Regionalbanken die Branche in Turbulenzen gestürzt und die US-Notenbank Fed 2023 zu außergewöhnlichen Stabilisierungsmaßnahmen veranlasst.
GOLD STEUERT AUF BESTE WOCHE SEIT 2008 ZU
Viele Experten zeigten sich gelassen. “Die Größe der faulen Kredite, so umfangreich sie auch sind, dürfte für sich genommen keine Risiken für das Gesamtsystem bedeuten”, sagte etwa Analyst Kyle Rodda vom Broker Capital.com. Die Probleme der US-Regionalbanken sind jedoch nicht das einzige Thema, mit dem der Markt derzeit konfrontiert ist. “Peking sucht im Augenblick die Konfrontation mit Washington. Ein Handelskrieg wie im Jahr 2018 ist daher möglich und schwebt wie ein Damoklesschwert über den weltweiten Börsen”, sagte Christian Henke, Analyst vom Broker IG. “Auch der andauernde Shutdown löst keine Jubelstürme aus.”
Anleger griffen daher erneut beherzt bei der “Antikrisen-Währung” Gold zu. Das Edelmetall legte in der Spitze um 1,2 Prozent auf 4378,69 Dollar je Feinunze zu. Damit erreichte es den sechsten Tag in Folge ein neues Allzeithoch und steuerte damit auf seine beste Woche seit September 2008 zu. Nach Ansicht der Experten der Großbank HSBC könnte der Goldpreis im kommenden Jahr erstmals die Marke von 5000 Dollar je Feinunze knacken.
TRUMP-PUTIN-TREFFEN DRÜCKT RHEINMETALL & CO.
Unter Druck bei den Einzelwerten gerieten vor allem die Aktien der Rüstungsunternehmen. Hensoldt, Rheinmetall und Renk büßten zwischen knapp sechs und fast 7,5 Prozent ein. Der europäische Sektorindex verlor 3,5 Prozent. US-Präsident Donald Trump will sich erneut mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin zu Beratungen über eine Beendigung des Krieges in der Ukraine treffen.
Gefragt waren hingegen die Papiere von Continental mit einem Plus von 8,4 Prozent. Ein gut anlaufendes Winterreifengeschäft und höhere Preise trieben den Gewinn des Reifenherstellers im dritten Quartal stärker als erwartet nach oben. Dies “stellt Conti gut für 2026 auf”, erklärten die Experten der US-Investmentbank JP Morgan. Entgegen dem Markttrend lagen auch die Porsche-Aktien im Plus, um 0,7 Prozent. Oliver Blume gibt seine umstrittene Doppelrolle als Chef des Sportwagenbauers und des Volkswagen-Konzerns vorzeitig auf, Ex-McLaren-Chef Michael Leiters soll im kommenden Jahr das Amt an der Porsche-Spitze übernehmen.
Die Aussicht auf einen Verkauf nach Österreich ermunterte Anleger zugleich zum Einstieg bei der Nürnberger Versicherung. Die Aktien der Nürnberger Beteiligungs-AG, der börsennotierten Holding des Versicherers, sprangen um fast 14 Prozent auf 119 Euro. Die Vienna Insurance Group (VIG) bietet 120 Euro je Nürnberger-Aktie.
An der Börse in Paris kletterten EssilorLuxottica um bis zu 12,3 Prozent auf den Höchststand von 310,70 Euro. Der französisch-italienische Eigner der Marke “Ray-Ban” meldete für das dritte Quartal einen Rekordumsatz. Die Verkäufe stützte vor allem eine starke Nachfrage nach seinen in Partnerschaft mit dem US-Technologiekonzern Meta entwickelten “Ray-Ban Meta”-Brillen.
(Bericht von Zuzanna Szymanska. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)