Anleger lassen Banken- und Zollsorgen hinter sich

Frankfurt (Reuters) – Hoffnungen auf das Ausbleiben einer neuen US-Bankenkrise und eine Deeskalation im US-Handelsstreit mit China stützen die Börsen.Der Dax und der EuroStoxx50 notierten am Montag gegen Mittag jeweils rund ein Prozent höher bei 24.127 und 5650 Punkten. “Der Sorgencocktail aus der vergangenen Handelswoche befindet sich für den Moment aus den Augen und damit aus dem Sinn von Börsianern”, kommentierte Experte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research.

Am Freitag waren beiden die Börsenbarometer um fast zwei und um ein Prozent abgerutscht, nachdem die US-Regionalbanken Zions und Western Alliance Probleme mit Krediten eingeräumt hatten. Da das Bankensystem eng vernetzt ist, schürte dies Ängste vor einer größeren Krise. “Sollten diese tatsächlich Einzelfälle bleiben, werden die Börsen dieses Thema schnell abhaken”, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Neue Fälle dürften das Thema aber schnell wieder akut werden lassen.

HERABSTUFUNG DURCH S&P BELASTET PARISER LEITINDEX

Für gute Stimmung sorgten auch Spekulationen auf eine Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China. US-Präsident Donald Trump bezeichnete seine angedrohten Strafzölle von 100 Prozent auf chinesische Waren am Freitagabend (Ortszeit) selbst als nicht tragbar. Die Führung in Peking habe ihn aber dazu gezwungen, so der US-Präsident. “Trump wird ganz sicher zurückrudern”, sagte Yuan Yuwei, Manager beim Vermögensverwalter Water Wisdom.

An der Pariser Börse wagten sich Anleger kaum aus der Deckung. Der Leitindex Cac 40 trat mit 8173 Punkten mehr oder weniger auf der Stelle. Die Rendite zehnjähriger französischer Staatsanleihen stieg leicht auf 3,3866 Prozent nach 3,3593 Prozent am Freitag. Die US-Ratingagentur S&P hatte nach Börsenschluss am Freitag die Kreditwürdigkeit Frankreichs von der zweithöchsten Klasse AA auf A+ herabgestuft.

Die unmittelbaren Auswirkungen dürften jedoch überschaubar bleiben, kommentierte QC-Partners-Experte Thomas Altmann. Dabei verwies er auf die Tatsache, dass Frankreich inzwischen das gleiche Kreditrating hat wie Spanien. Trotzdem zahlt Spanien auf seine Staatsanleihen derzeit deutlich niedrigere Zinsen und kann sich damit günstiger am Kapitalmarkt verschulden. Italien wiederum zahlt ähnlich hohe Zinsen wie Frankreich, obwohl seine Bonität drei Stufen schlechter bewertet ist. Hintergrund ist, dass die Zinsen nicht allein vom Rating abhängen, sondern auch davon, wie die Finanzmärkte das Land insgesamt einschätzen.

TKMS MIT FULMINANTEM BÖRSENDEBÜT

Im Rampenlicht bei den Einzelwerten stand das fulminante Börsendebüt des U-Boot- und Fregatten-Herstellers TKMS. Der erste Kurs der Thyssenkrupp-Tochter wurde an der Frankfurter Börse am Montag mit 60 Euro festgestellt, danach schossen die Aktien bis auf 99,99 Euro. Am frühen Nachmittag notierten sie mit 99,79 Euro nur knapp darunter. Das Rüstungsunternehmen wird insgesamt mit 5,3 Milliarden Euro bewertet, weit höher als Analysten vor dem Börsengang angenommen hatten.

Ein Medienbericht über Gespräche mit dem spanischen Telekommunikationskonzern Telefonica beflügelte die Aktien von United Internet und 1&1. Die Titel des Internet-Anbieters sprangen um gut sieben Prozent nach oben, die Mobilfunk-Tochter legte um fast 7,5 Prozent zu. Im Raum stehe eine mögliche Kooperation zwischen 1&1 und der deutschen Sparte von Telefonica, berichtete das “Handelsblatt” unter Berufung auf Insider. Langfristig werde auch eine Übernahme diskutiert. Die Gespräche befänden sich jedoch noch in einem frühen Stadium.

An der Börse in Paris geriet Forvia mit einem Minus von rund 5,5 Prozent unter Druck. Der Umsatz des französischen Autozulieferers schrumpfte im dritten Quartal wegen negativer Währungseffekte.

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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