Pistorius stellt Kanada Beteiligung am Bau deutscher U-Boote in Aussicht

Berlin (Reuters) – Verteidigungsminister Boris Pistorius hat bei einem Besuch in Kanada für den Kauf deutscher U-Boote geworben und dem Nato-Partner eine umfassende Partnerschaft angeboten.

Es gehe nicht um einen einmaligen Verkauf, sondern um eine jahrzehntelange Kooperation, sagte der SPD-Politiker am Dienstag beim gemeinsamen Besuch mit seinem norwegischen Kollegen Tore Sandvik in Ottawa. Der deutsche Hersteller Thyssenkrupp Marine Systems sei bereit, eng mit Kanada zusammenzuarbeiten: “Wenn Kanada jetzt oder später Teile oder die U-Boote ganz selbst produzieren will, wird TKMS in einer für das Projekt angemessenen Weise kooperieren”, sagte er. “Es geht um Kooperation auf Jahrzehnte, wir reden über 40 bis 50 Jahre.”

Pistorius nannte drei wesentliche Interessen Deutschlands an dem Geschäft. Zum einen wolle man die deutsche Schlüsseltechnologie im U-Boot-Bau sichern. Damit seien auch Industriearbeitsplätze und Know-how verbunden. Zum anderen sei die internationale Kooperation von Bedeutung. Der russische Krieg gegen die Ukraine habe gelehrt, wie elementar die Interoperabilität der Streitkräfte sei. “Wir müssen das Geld besser ausgeben, und das tun wir, indem wir gemeinsam entwickeln, gemeinsam beschaffen, gemeinsam üben, gemeinsam warten”, sagte Pistorius. Dies spare Geld, enorme Ressourcen und schaffe Synergien bei den militärischen Fähigkeiten.

TKMS wurde von Deutschland und Norwegen 2021 mit dem Bau der Boote mit einer Länge von gut 70 Metern beauftragt. Die Produktion startete vor zwei Jahren. Die sechs von Deutschland georderten Boote sollen bis 2037 ausgeliefert werden. Auch Norwegen hat sechs geordert.

Der norwegische Verteidigungsminister Sandvik unterstützte das deutsche Angebot. Eine Beteiligung Kanadas würde diese Partnerschaft vertiefen. “Wir werden sie gemeinsam entwickeln. Wir werden die Besatzungen gemeinsam ausbilden und hoffentlich auch gemeinsam zur See fahren, sodass wir uns Besatzungen teilen können”, sagte Sandvik. In den vergangenen vier Jahren seien im Rahmen der deutsch-norwegischen Kooperation bereits Verträge im Wert von 600 Millionen Euro an die norwegische Industrie vergeben worden.

Kanada plant, seine alternde U-Boot-Flotte zu ersetzen und hat dafür ein Auswahlverfahren gestartet. Als stärkster Konkurrent für das deutsche Angebot gilt der südkoreanische Konzern Hanwha Ocean. Pistorius hob die Vorteile des deutschen TKMS-Modells hervor. Dieses biete eine Tarnkappentechnik (“Stealth Mode”) sowie einen außenluftunabhängigen Antrieb (AIP), der deutlich längere Tauchgänge ermögliche. Dies sei ein echter militärischer Vorteil.

(Bericht von: Markus Wacket; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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