Washington (Reuters) – In den USA ist die Inflation gestiegen und dürfte der US-Notenbank Fed den Weg für eine weitere Zinssenkung in der kommenden Woche ebnen.
Die Verbraucherpreise kletterten im September um 3,0 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit einem etwas stärkeren Anstieg auf 3,1 Prozent gerechnet, nach 2,9 Prozent im August. Die Kerninflation ohne Energie- und Lebensmittelpreise lag ebenfalls bei 3,0 Prozent.
Der Preisanstieg fiel damit geringer aus als von Experten befürchtet. “Der Preisauftrieb in den USA zeigt sich auch im September vergleichsweise zurückhaltend, gemessen am Ausmaß der vergangenen Anhebung der US-Importzölle”, sagte Elmar Völker von der LBBW. Deren Effekt komme somit noch immer nur gedämpft bei den Verbrauchern an. “In jedem Fall beseitigen die heute veröffentlichten Daten das letzte potenzielle Hindernis für eine Zinssenkung der Fed am kommenden Mittwoch.” Zollbedingte Preiserhöhungen seien bei einigen Warengruppen zwar erkennbar, sagte Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Der Prozess der Preisüberwälzung auf die Kunden stecke jedoch noch “in den Kinderschuhen”.
Die Daten hätten ursprünglich schon am 15. Oktober bekannt gegeben werden sollen. Doch wegen der Haushaltssperre in den USA seit Anfang des Monats werden derzeit keine Daten der Regierung veröffentlicht. Für die Inflationszahlen gab es eine Ausnahme. Das US-Präsidialamt teilte nun mit, dass es wegen des sogenannten “Shutdowns” im nächsten Monat voraussichtlich keine Inflationsdaten geben werde. Die entsprechenden Umfragen könnten nicht wie üblich gemacht werden – wodurch kritische Daten fehlten. “Die wirtschaftlichen Folgen könnten verheerend sein.”
“AUCH IM DEZEMBER LOCKERT DIE FED DIE GELDPOLITISCHEN ZÜGEL”
Viele Experten gehen davon aus, dass die Federal Reserve den Schlüsselsatz am Mittwoch um einen Viertelprozentpunkt auf die neue Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent senken wird. “Für niedrigere Leitzinsen ist die Inflationsrate eigentlich zu hoch”, sagte Hepperle. “Bei der Fed ist jedoch die Sorge um eine weitergehende Beschäftigungsabschwächung größer.” Die Notenbank hat neben der Preisstabilität auch das Mandat, für Vollbeschäftigung zu sorgen. Sie hatte ihre erste Zinssenkung im laufenden Jahr angesichts der unklaren Folgen des von US-Präsident Donald Trump ausgelösten Handelsstreits bis September hinausgezögert.
Die US-Notenbank dürfte bei ihrem Vorgehen jedoch vorsichtig bleiben. “Folglich ist wieder nur mit einem kleinen Zinsschritt nach unten zu rechnen”, sagte Tobias Basse von der NordLB. Mehr Aktivität der Währungshüter wäre unter Umständen kontraproduktiv und könnte Sorgen am Rentenmarkt auslösen. Die Geldpolitik in den USA sollte jedoch in Bewegung bleiben, um der Wirtschaft nach und nach zusätzliche Impulse zu liefern, fügte Basse hinzu.
“Auch im Dezember wird die Fed nochmals die geldpolitischen Zügel lockern”, erklärte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. “Ob es im kommenden Jahr zu weiteren deutlichen Zinssenkungen kommt, dürfte derweil davon abhängig sein, wie sich die Zölle auf den weiteren Teuerungsverlauf durchschlagen.”
(Bericht von Lucia Mutikani, Mitarbeit von Rene Wagner, geschrieben von Klaus Lauer, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)











