München (Reuters) – Adidas kommt mit den neuen US-Zöllen besser zurecht als befürchtet.
Die direkten Effekte schlügen sich in diesem Jahr mit 120 Millionen Euro negativ im Betriebsergebnis nieder, größtenteils im laufenden vierten Quartal, sagte Vorstandschef Björn Gulden am Mittwoch in einer Telefonkonferenz. Im Sommer hatte er noch mit 100 Millionen mehr Belastung gerechnet. “Bisher haben wir einen ganz guten Job gemacht. Aber wir wissen noch nicht, wie sich das auf die Nachfrage auswirkt”, räumte Gulden ein. “Das kommt auch darauf an, was die anderen Hersteller machen.” Der weltweit zweitgrößte Sportartikelkonzern sei den Zöllen mit einem Maßnahmenpaket begegnet.
Zum einen habe Adidas die – vor allem in Asien angesiedelte – Produktion in die Länder mit den niedrigsten Zöllen verlagert, sagte Gulden. Zum anderen habe man die Preise in den USA für neue Produkte erhöht – vor allem im oberen Preissegment, wo die Kunden weniger empfindlich auf Preiserhöhungen reagierten. Das Bestseller-Modell “Samba” wird online inzwischen für 100 Dollar angeboten, vor dem Sommer waren es noch 90 Dollar. Die Frage sei aber, wie die Kunden in den Läden reagierten. “Es kommt nicht darauf an, was auf der Schuhschachtel steht, sondern was auf dem Kassenzettel steht”, sagte Gulden. Die Konkurrenz habe zuletzt viele Preisnachlässe gegeben.
Die Zölle machten auch die US-Einzelhändler “sehr nervös”, sie hielten sich deshalb mit Bestellungen zurück. “Aber wir planen, auch 2026 in den USA zu wachsen”, betonte der Adidas-Chef. Im dritten Quartal wuchs das Geschäft in Nordamerika währungsbereinigt nur um ein Prozent und damit am schwächsten von allen Regionen. Das habe aber nur an Problemen mit einem Partner für das Accessoires-Geschäft gelegen, sagte Gulden.
Nordamerika ist die einzige Region, in der der Adidas-Chef keine Chance sieht, am größeren Rivalen Nike vobeizuziehen. Dieser ist dort der Platzhirsch, kommt jedoch nur mühsam wieder auf die Beine. Adidas könne den Umsatz dort aber durchaus auf mehr als zehn Milliarden Dollar verdoppeln, sagte Gulden. In Deutschland habe Adidas den US-Konkurrenten wieder überholt, europaweit läge Nike aber noch vorn.
In den ersten neun Monaten übertraf Adidas Guldens Ziel einer operativen Umsatzrendite (Ebit-Marge) von zehn Prozent mit 10,1 (Vorjahr 7,2) Prozent knapp. Im Gesamtjahr werde man das aber nicht halten können, räumte Finanzvorstand Harm Ohlmeyer ein. Gulden wollte noch kein neues Ziel nennen, sagte aber, er wolle die Marge langfristig bei zehn Prozent stabilisieren – “oder mehr, je nachdem, wie sich die Welt entwickelt”.
ZUM GEWINNZIEL FEHLEN NUR NOCH 100 MILLIONEN EURO
Das neue Ziel eines operativen Gewinns von zwei Milliarden Euro für das laufende Jahr hat Adidas fast schon erreicht. Nach neun Monaten standen 1,89 (1,28) Milliarden Euro zu Buche, 48 Prozent mehr als vor einem Jahr. “Wenn ich Ihnen gesagt hätte, dass wir in diesem Jahr zwei Milliarden Gewinn machen, hätten Sie mir nicht geglaubt”, sagte Gulden.
Adidas profitierte seit seinem Amtsantritt vor allem vom Boom seiner Retro-Modelle wie “Samba” und “Gazelle” und Schuhe mit flachen Sohlen (“Terrace”), die vor allem in der Freizeit getragen werden. Gulden versucht nun, Adidas wieder stärker als Sportmarke zu positionieren und den Lifestyletrend am Leben zu halten. Das Laufsegment etwa, in dem Adidas in neue High-Tech-Schuhe investiert hat, sei im dritten Quartal um 30 Prozent gewachsen. “Ich glaube, der Terrace-Trend hat die Mitte seines Lebenszyklus erreicht”, sagte Portfolio-Manager Simon Jäger von Flossbach und Storch. “Aber der Erfolg von Adidas wird nicht allein von Samba und Gazelle bestimmt.”
Die Adidas-Aktie war mit einem Minus von 4,6 Prozent der größte Verlierer im Leitindex Dax.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











