– von Ilona Wissenbach
Frankfurt (Reuters) – Die Lufthansa geht nach einem stabilen Sommerquartal von deutlich mehr Gewinn im Gesamtjahr aus und setzt dabei auf eine erfolgreiche Sanierung ihrer Kernmarke.
Nach drei Jahren mit viel Ärger der Kunden über Flugausfälle und Verspätungen in der Hauptsaison sei dieser Sommer einer der stabilsten der letzten zehn Jahre gewesen, sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. “2025 wird nicht nur ein operativer Wendepunkt, sondern auch ein Jahr, in dem wir auch in wirtschaftlicher Hinsicht einen großen Schritt in die richtige Richtung gehen.” Neben wachsender Kundenzufriedenheit misst die Lufthansa auch einen Bestwert der Stimmung unter den Mitarbeitenden. Das treffe auch auf die Cockpit-Beschäftigten der Lufthansa Classic zu, betonte Spohr als Botschaft an die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit.
Die VC berät in dieser Woche, ob sie die rund 4800 Pilotinnen und Piloten im Tarifkonflikt über die Altersversorgung zum Arbeitskampf aufruft. Im Hintergrund schwelt dabei der Streit über Spohrs Strategie, wegen hoher Personalkosten mehr Flüge von der Kernmarke zu den günstigeren Flugbetrieben Discover und City Airlines zu verlagern. Den Piloten seien Karrierechancen wichtiger als die schon gute Altersvorsorge, betonte Spohr. “Käme es zu Streiks, würde sich der Kostennachteil noch vergrößern und die Perspektive sich verringern.”
Im vergangenen Jahr hatten auch mehrere Streiktage des Bodenpersonals die Lufthansa-Bilanz verhagelt, der Betriebsgewinn sackte um 39 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro ab. Bei einem Streikaufruf wird vorsorglich ein großer Teil des Flugprogramms gestrichen und umgebucht, damit Kunden nicht in Massen an Flughäfen stranden.
SOLIDES QUARTAL
Dieses Jahr verlief bisher zumindest bei der Lufthansa streikfrei. Die Nachfrage ist robust, neue Flugzeuge ermöglichen höhere Einnahmen, der Aufwand sinkt dank geringerer Kunden-Entschädigungen und Kerosinkosten. Bis Ende September stieg das bereinigte Betriebsergebnis um ein Viertel auf 1,48 Milliarden Euro bei fünf Prozent Umsatzplus. Die Marge lag bei knapp fünf Prozent, hier liegen die Konkurrenten IAG und Air France-KLM besser. Lufthansa hat einen Plan, um aufzuholen, muss ihn Analysten und Investoren zufolge aber auch konsequent umsetzen.
Im dritten Quartal lag der operative Gewinn trotz eines Rekordumsatzes von 11,2 Milliarden Euro und einem Passagierplus von fünf Prozent auf 42 Millionen knapp unter Vorjahr. Mit rund 1,3 Milliarden Euro traf die Lufthansa die Erwartung der Analysten. Über die Buchungen, vor allem in höheren Klassen, im vierten Quartal und Anfang des nächsten Jahres äußerte sich Spohr zuversichtlich. Ein schwächeres Nordatlantik-Geschäft im dritten Quartal soll bald wieder ausgebügelt werden. Das Angebot an Sitzplätzen soll im Schlussquartal und im kommenden Jahr um vier Prozent steigen. Das sei “solide genug”, kommentierten die Analysten der Deutschen Bank die Zahlen. In einem von Schocks und Krisen in der Wirtschaft geprägten Umfeld reichte das, um die Aktie mehr als fünf Prozent steigen zu lassen.
KERNMARKE VERBESSERT SICH
Die kriselnde Hauptmarke Lufthansa Airlines kommt mit ihrem Spar- und Effizienzprogramm “Turnaround” voran, erklärte Finanzchef Till Streichert. Sie hatte im vergangenen Jahr knapp 100 Millionen Euro Verlust gemacht. Daraufhin wurden mehr als 700 Gegenmaßnahmen eingeleitet. Die Kosten steigen inzwischen nicht mehr so stark, die Einnahmen konnten durch höhere Ticketpreise und den Verkauf von Zusatzprodukten gesteigert werden. Eine Verbesserung des Betriebsergebnisses um eine halbe Milliarde Euro brutto in diesem Jahr sei möglich, sagte der Finanzchef.
Von Juli bis September stieg das Ergebnis der Kranich-Marke um mehr als elf Prozent auf 454 Millionen Euro. Mit einer Marge von rund neun Prozent trudelte die umsatzstärkste Airline der Gruppe aber hinter den Schwestern Austrian und Brussels Airlines, Swiss und Eurowings im saisonal stärksten Quartal hinterher. Sie erwirtschafteten 13 bis 19 Prozent. Die VC erklärte früher, die Lufthansa werde schlecht gerechnet und weniger mit neuen, effizienteren Flugzeugen versorgt als etwa die Swiss. Ein Teil der rund 50 neuen Maschinen, die bis Ende nächsten Jahres erwartet werden, wird aber auch das Kranich-Logo tragen. Vergangene Woche erst kam eine neue Boeing 787 hinzu. Und das vor der Corona-Pandemie schon fast ausgemusterte Prestige-Flugzeug Airbus A380 wird gerade in der Business Class neu ausgestattet und noch etliche Jahre in der Lufthansa-Flotte bleiben, kündigte Spohr an.
(Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)










