USA wollen nach 33 Jahren wieder Atomwaffen testen

– von Trevor Hunnicutt und Ismail Shakil und Kanishka Singh

Washington (Reuters) – Die USA wollen nach über 33 Jahren Pause unverzüglich wieder Atomwaffentests aufnehmen.

“Wegen der Testprogramme anderer Länder habe ich das Kriegsministerium angewiesen, mit den Tests unserer Atomwaffen auf gleicher Basis zu beginnen”, schrieb US-Präsident Donald Trump am Donnerstag auf seiner Plattform “Truth Social”. In einer ersten Reaktion forderte China die US-Regierung auf, sich an ihre Zusage zum Atomtest-Moratorium zu halten und das globale strategische Gleichgewicht sowie die Stabilität zu wahren. Ein hochrangiger russischer Abgeordneter sagte der staatlichen Nachrichtenagentur RIA zufolge, Trumps Entscheidung läute eine neue Ära der Unvorhersehbarkeit und offenen Konfrontation ein. Die USA testeten zuletzt 1992 eine Atomwaffe, Russland 1990 und China 1996.

Trump befand sich an Bord seines Hubschraubers Marine One auf dem Weg zu einem Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in der südkoreanischen Stadt Busan, als er die Ankündigung machte. Er habe das Pentagon angewiesen, den Prozess sofort zu starten, erklärte Trump. Später rechtfertigte er an Bord des Präsidentenflugzeugs Air Force One die Tests als nötig, um mit rivalisierenden Atommächten Schritt zu halten. “Wenn andere testen, halte ich es für angemessen, dass wir das auch tun.” Die Standorte für die Atomtests würden zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt.

TRUMPS ENTSCHEIDUNG VOR HINTERGRUND CHINESISCHER AUFRÜSTUNG

Es blieb zunächst unklar, ob Trump Versuche mit atomwaffenfähigen Raketen oder die Explosion von nuklearen Sprengsätzen meinte. Letzteres hatte in den vergangenen Jahrzehnten nur Nordkorea getan. Auf die Frage, ob die Welt in eine riskantere Phase im Umgang mit Atomwaffen eintrete, sagte Trump, die US-Bestände seien “gut unter Verschluss”. Ihm wäre aber eine atomare Abrüstung lieber.

Trumps Entscheidung folgt auf eine rasche Aufrüstung des chinesischen Atomwaffenarsenals in den vergangenen Jahren. Zudem gab Russland kürzlich erfolgreiche Tests eines atomwaffenfähigen Marschflugkörpers sowie eines nuklear angetriebenen Torpedos bekannt. Dem Washingtoner Forschungsinstitut Center for Strategic and International Studies (CSIS) zufolge hat Peking sein Arsenal von 300 Atomwaffen im Jahr 2020 auf schätzungsweise 600 im Jahr 2025 erhöht. US-Militärs gehen demnach davon aus, dass China bis 2030 über 1000 Atomwaffen verfügen wird.

Nach Angaben der Washingtoner Arms Control Association verfügen die USA über einen Bestand von 5225 Atomsprengköpfen, Russland über 5580. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Mittwoch erklärt, Russland habe einen nuklear angetriebenen Super-Torpedo vom Typ Poseidon erfolgreich getestet. Am 21. Oktober testete Russland zudem einen neuen Marschflugkörper vom Typ Burewestnik.

US-DEMOKRATEN WOLLEN TESTS NOCH STOPPEN

Die Reaktionen der Opposition in den USA auf Trumps Ankündigung fielen scharf aus. Die demokratische Abgeordnete Dina Titus kündigte auf der Plattform X an: “Ich werde ein Gesetz einbringen, um dem ein Ende zu setzen.”

Daryl Kimball, Direktor der Arms Control Association, sagte, die USA bräuchten mindestens 36 Monate, um unterirdische Atomtests wieder aufzunehmen. “Trump ist falsch informiert und weltfremd. Die USA haben keinen technischen, militärischen oder politischen Grund, die Atomexplosionstests zum ersten Mal seit 1992 wieder aufzunehmen”, sagte Kimball. Er fügte hinzu, Trumps Ankündigung könne “eine Kettenreaktion von Atomtests durch die Gegner der USA auslösen und den Atomwaffensperrvertrag auslöschen”. Putin hat wiederholt erklärt, dass Russland testen werde, wenn die USA dies täten.

(Geschrieben von Markus Wacket, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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