Anleger verdauen Zahlenflut – Dax unter 24.000er Marke

Frankfurt (Reuters) -Europas Börsen ist zum Wochenschluss die Luft ausgegangen. Der Dax notierte gegen Mittag 0,6 Prozent leichter bei 23.985 Punkten. Der EuroStoxx50 verlor 0,5 Prozent auf 5673 Zähler. Mit Zinsentscheidungen, Schlagzeilen zur Handelspolitik und gemischten Unternehmenszahlen sei in den vergangenen Tagen vieles auf die Anleger eingeprasselt, fassten die Analysten von Raiffeisen Research zusammen. “Positive Makrodaten stützen die Eurozone, doch politische Unsicherheiten und der US-China-Handelsstreit bleiben Risikofaktoren.” Anleger hatten die Annäherung von US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping im Streit um Zölle und die Ausfuhr Seltener Erden begrüßt, blieben aufgrund fehlender Details zu der Einigung aber skeptisch.

Ermutigende Signale kamen aus dem US-Techsegment, nachdem die von der boomenden KI-Nachfrage profitierenden US-Techriesen Apple und Amazon mit ihren Geschäftszahlen die Erwartungen übertroffen hatten. Die US-Futures deuteten auf eine festere Eröffnung an der Wall Street hin.

ANLEGER ORIENTIEREN SICH AN TECH-RALLY IN DEN USA

Amazon hatte ein so schnelles Wachstum seiner Cloud-Umsätze wie seit fast drei Jahren nicht mehr verzeichnet. Die Aktien gewannen im vorbörslichen US-Handel mehr als zwölf Prozent.

Apple-Chef Tim Cook lieferte Prognosen für die iPhone-Verkäufe im Weihnachtsquartal und den Gesamtumsatz ab, die die Erwartungen der Wall Street übertrafen. Die Aktien legten vorbörslich um 2,5 Prozent zu. Mit der jüngsten Rally blicken die Investoren aber mit zunehmender Sorge auf die Bewertungen. So hatte Apple Anfang des Jahres aufgrund der Erwartung einer starken Nachfrage nach seinen neuen iPhone-Modellen einen Marktwert von vier Billionen Dollar erreicht. KI-Chipkonzern Nvidia knackte unlängst die Marke von fünf Billionen Dollar. Anleger fragen sich, ob sich die hohen Investitionen in die KI-Infrastruktur für die Firmen auszahlten.

Im Fokus standen zudem Inflationsdaten aus der Euro-Zone. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, was genau den Erwartungen der Marktteilnehmer entsprach. Der Euro lag kaum verändert bei 1,1574 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Donnerstag zum dritten Mal in Folge die Zinsen bei zwei Prozent belassen. Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwoch die erwartete Zinssenkung geliefert, die Hoffnungen der Investoren auf eine weitere Lockerung im Dezember aber gedämpft.

RÜCKVERSICHERER UNTER DRUCK – ERSTE GROUP AUF REKORDHOCH

Europaweit gerieten Versicherungswerte ins Hintertreffen, der Branchenindex verlor 1,3 Prozent. Enttäuschende Quartalsergebnisse drückten die Aktien von Scor an der Pariser Börse um mehr als acht Prozent nach unten. Zwar übertraf der Nettogewinn des französischen Rückversicherers aufgrund geringerer Naturkatastrophen die Erwartungen. Jedoch präsentierten sich die Lebensversicherungssparte und die Kapitalanforderungsquoten schwächer als von Analysten erwartet. Hannover Rück hielten mit einem Abschlag von zwei Prozent die rote Laterne im Dax. Münchener Rück fielen um 1,4 Prozent.

Im MDax glänzten Fuchs mit einem Aufschlag von rund zehn Prozent. Der Schmierstoffhersteller übertraf im dritten Quartal beim operativen Ergebnis die Analystenschätzungen. An der Wiener Börse legten die Aktien von Erste Group um 5,3 Prozent auf ein Rekordhoch von 89,80 Euro zu. Die österreichische Bank hat nach einem soliden Neun-Monats-Ergebnis ihren Ausblick angehoben. In Kopenhagen stiegen die Aktien von Danske Bank um zwei Prozent. Die größte dänische Bank hatte einen Nettogewinn für das dritte Quartal gemeldet, der leicht über den Erwartungen lag.

(Bericht von Anika Ross, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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