– von Hakan Ersen
Frankfurt (Reuters) -Die Deutsche Telekom investiert in die Verbesserung der digitalen Souveränität Deutschlands. Der Bonner Konzern stellte am Dienstag seine Pläne für eine industrielle KI-Cloud offiziell vor. Hierfür werde ein Rechenzentrum in München mit 10.000 Spezialprozessoren des US-Halbleiterherstellers Nvidia ausgerüstet, kündigte Telekom-Chef Tim Höttges auf einer Veranstaltung in Berlin an. Das Investitionsvolumen belaufe sich auf eine Milliarde Euro. Die Anlage sei Anfang 2026 einsatzbereit und erhöhe die heimischen KI-Rechenkapazitäten um die Hälfte. Jetzt gebe es keine Ausrede mehr, Künstliche Intelligenz (KI) nicht zu nutzen, betonte Höttges.
Das Projekt gilt als erster Schritt auf dem Weg zu den geplanten KI-Gigafactories, deren Bau vom Bund und der Europäischen Union (EU) gefördert werden soll. In Europa sollen insgesamt fünf besonders leistungsfähige Rechenzentren für KI entstehen. In ihnen wird voraussichtlich jeweils ein Vielfaches der in München verbauten Prozessoren zum Einsatz kommen. Gigafactories dienen dem Training und dem Betrieb besonders umfangreicher KI-Systeme.
Die Regierung in Berlin hofft, dass mindestens eine davon in Deutschland angesiedelt wird. “Die Betonung liegt auf ‘mindestens'”, sagte Forschungsministerin Dorothee Bär. “Es ist wichtig, dass wir da zum Zug kommen, damit wir diese enorme Rechenleistung auch für neue KI-Anwendungen bekommen können.” Der Beratungsfirma Deloitte zufolge muss Deutschland in den kommenden fünf Jahren bis zu 60 Milliarden Euro in seine KI-Infrastruktur investieren. Nur so könne das Land wirtschaftlich wettbewerbsfähig bleiben und seine technologische Souveränität behaupten.
SAP IST SOFTWARE-LIEFERANT – GROSSES KUNDENINTERESSE
Die Software für das Rechenzentrum steuere SAP bei, erläuterte der Chef des Walldorfer Konzerns, Christian Klein, auf der Telekom-Veranstaltung. Sie biete Schnittstellen für Programme anderer Anbieter. Telekom-Manager Höttges betonte, dass in der geplanten KI-Cloud keine Software von nichteuropäischen Anbietern zum Einsatz kommen werde.
Zur erwarteten Auslastung des geplanten KI-Rechenzentrums äußerte sich Höttges optimistisch. “Es gibt bereits verbindliche Verpflichtungen.” Einige Kunden aus der Wirtschaft wie der Roboter-Bauer Agile Robots oder Militärdrohnen-Anbieter Quantum Systems waren auf der Veranstaltung ebenfalls vertreten. Ersterer will die Telekom-Rechner nach eigenen Angaben für das Training seiner KI nutzen, die für die kommende Generation intelligenter Roboter notwendig sei. Bundesdigitalminister Karsten Wildberger betonte, dass der Staat als Ankerkunde die Digitalisierung fördern werde. “Im neuen Ministerium für Digitales und Staatsmodernisierung ist KI Chefsache.”
RECHENKAPAZITÄT IST ENTSCHEIDEND FÜR WETTBEWERBSFÄHIGKEIT
Daher sei das Münchener KI-Rechenzentrum nur der Anfang, fügte Höttges hinzu. “Die Telekom möchte in diesem Bereich noch viel mehr investieren.” Sein Unternehmen habe sich um den Bau einer KI-Gigafactory beworben. Gemeinsam mit Partnern rechne er mit Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe. Nvidia-Chef Jensen Huang rechnet ebenfalls mit dem Bau weiterer Rechenzentren. Deutschland werde voraussichtlich einer der weltgrößten KI-Märkte, prognostizierte er.
Ralf Wintergerst, Präsident des Digitalverbands Bitkom, begrüßte die Cloud-Pläne der Telekom. “Deutschland braucht mehr Rechenzentren. Sie sind die Grundvoraussetzung für einen starken KI-Standort und ein digital souveränes Deutschland.” Ähnlich äußerte sich Wolfgang Weber, der Chef des Elektrotechnik-Verbands ZVEI. Die deutsche Wirtschaft könne ihr Potenzial nur dann ausschöpfen, wenn sich die Rahmenbedingungen verbesserten. Er mahnte unter anderem Entbürokratisierung, eine Lockerung der Regulierung und wettbewerbsfähige Energiepreise an.
(Redigiert von Ralf BanserBei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











