– von Kate Abnett und Simon Jessop
Sao Paulo (Reuters) – Die Welt wird ihr zentrales Klimaziel verfehlen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Zu diesem Ergebnis kommt das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), das am Dienstag in Sao Paulo die jährlichen Berechnungen zur sogenannten Emissionslücke vorlegte. Demnach wird die 1,5-Grad-Schwelle bereits im nächsten Jahrzehnt überschritten. Die Staatengemeinschaft setze Klimaschutzmaßnahmen nur langsam um. Daher sei nun klar, dass die Welt das Kernziel des Pariser Klimaabkommens zumindest vorübergehend verfehlen werde. Bereits das Überschreiten dieser Marke dürfte laut Wissenschaftlern zu stärkeren Hitzewellen, Dürren und Waldbränden führen.
Eine Umkehr dieser Entwicklung sei schwierig und erfordere eine schnellere und stärkere Verringerung der Treibhausgas-Emissionen, heißt es in dem Bericht. Darin wird die Differenz zwischen den zur Einhaltung der Pariser Klimaziele notwendigen Emissionsreduktionen und den weltweit zugesagten Einsparungen beschrieben. Tiefe Einschnitte bei den Emissionen könnten den Zeitpunkt des Überschreitens zwar hinauszögern, “aber wir können es nicht mehr vermeiden”, erklärte die Hauptautorin Anne Olhoff.
PROGNOSE IM VERGLEICH ZUM VORJAHR LEICHT BESSER
Das Pariser Klimaabkommen von 2015 verpflichtet die Länder, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad und möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Die jüngsten Zusagen der Regierungen zur künftigen Emissionssenkung würden jedoch selbst bei vollständiger Umsetzung zu einer Erwärmung von 2,3 bis 2,5 Grad führen, erklärte das UNEP. Damit habe sich die Prognose im Vergleich zum Vorjahr zwar um 0,3 Grad verbessert. Neue Klimaschutzpläne wie die des größten CO2-Emittenten China hätten die Lücke jedoch nicht wesentlich verkleinert. China hatte im September zugesagt, die Emissionen bis 2035 um sieben bis zehn Prozent gegenüber ihrem Höchststand zu senken.
Dabei hat die Staatengemeinschaft auch Fortschritte erzielt. Noch vor einem Jahrzehnt, bei Unterzeichnung des Pariser Abkommens, steuerte der Planet auf einen Temperaturanstieg von rund vier Grad zu. Dennoch steigen die für die Erderwärmung verantwortlichen Emissionen weiter an. Im Jahr 2024 nahmen die globalen Treibhausgasemissionen um 2,3 Prozent auf 57,7 Gigatonnen CO2-Äquivalent zu, wie UNEP mitteilte.
Das Pariser Abkommen beruht auf wissenschaftlichen Einschätzungen, wonach jede Zunahme der Erwärmung die Folgen verschlimmert. Eine Erwärmung um zwei Grad würde den Anteil der von extremer Hitze betroffenen Bevölkerung im Vergleich zu 1,5 Grad mehr als verdoppeln. Bei 1,5 Grad würden mindestens 70 Prozent der Korallenriffe zerstört, bei zwei Grad wären es 99 Prozent. Der Bericht erhöht den Druck auf die Weltklimakonferenz in Brasilien, die ab kommender Woche über eine Beschleunigung und Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen beraten soll.
(Geschrieben von Holger Hansen, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











