Paris/Berlin (Reuters) – Die EZB ist laut Bundesbankchef Joachim Nagel geldpolitisch im Wartemodus und hält sich alle Optionen offen.
Die Kommunikation nach dem jüngsten Zinsentscheid sei klar und eindeutig gewesen: “Wir werden warten, bis wir neue Daten und Projektionen auf unserem nächsten Ratstreffen im Dezember haben, und dann werden wir sehen”, sagte er am Mittwoch in Paris bei einer Podiumsdiskussion mit dem französischen Zentralbankchef Francois Villeroy de Galhau. Dieser betonte ebenfalls, die Europäische Zentralbank (EZB) werde datenbasiert und mit voller Flexibilität agieren.
Wie Reuters jüngst von Insidern erfuhr, könnten die im Dezember anstehenden Inflationsprojektionen der EZB intern zum Anlass genommen werden, über das Thema Zinssenkung zu sprechen. Die EZB wird im Dezember Prognosen veröffentlichen, die bis in das Jahr 2028 reichen. In der Projektion vom September war für 2027 eine Inflationsrate von 1,9 Prozent veranschlagt worden, womit das Ziel der EZB von 2,0 Prozent knapp unterschritten würde. Einige EZB-Ratsmitglieder sind laut den Insidern der Ansicht, dass klare Anzeichen für eine anhaltende Unterschreitung des Inflationsziels im Jahr 2028 eine Diskussion über eine Zinssenkung auf der Dezember-Sitzung rechtfertigen würden.
Nagel sagte, er wisse um die Diskussion, wonach die Inflation womöglich unter das Ziel der EZB fallen werde: “Was ich derzeit sehe, ist, dass wir auf mittlere Sicht ziemlich nahe unserem Inflationsziel sind.” Die EZB halte sich alle Optionen offen. Dies betonte auch Villeroy. Es gebe keinen Grund zur Selbstzufriedenheit. “Wir befinden uns in einer guten, aber in dieser sehr unsicheren Welt nicht in einer komfortablen Position”, fügte er hinzu. Diese Position sei jedoch nicht statisch. Der EZB-Rat beließ den Leitzins vorige Woche zum dritten Mal in Folge unverändert bei 2,0 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte, aus geldpolitischer Sicht sei man gut aufgestellt.
(Bericht von Leigh Thomas, Reinhard Becker, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











