– von Alexander Hübner
München (Reuters) – Die Commerzbank setzt im Abwehrkampf gegen die Übernahmegelüste der italienischen UniCredit auch auf eine anziehende Konjunktur in Deutschland.
Das Investitionspaket der Bundesregierung “kann zu einem Katalysator werden”, sagte Vorstandschefin Bettina Orlopp am Donnerstag in Frankfurt. “Die Commerzbank blickt sehr positiv auf das Geschäftsjahr 2026 aufgrund eines höheren Zinsüberschusses und Rückenwind aus dem makroökonomischen Umfeld”, hieß es im Bericht über das dritte Quartal. Zwischen Juli und September hat die Bank allerdings einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen und die Erwartungen der Analysten damit zum ersten Mal seit längerem enttäuscht. Die Quittung: ein Kursrückgang um 1,7 Prozent auf 32 Euro.
Der Gewinn schrumpfte im dritten Quartal um acht Prozent auf 591 Millionen Euro, weil die Steuerquote mit 36 Prozent deutlich höher ausfiel als zuletzt. Der Grund: Mit der Senkung der Körperschaftsteuer werden auch die Steuergutschriften aus der Vergangenheit weniger wert. Analysten hatten der Bank im Schnitt 659 Millionen Euro Nettogewinn zugetraut. Aber auch das operative Ergebnis blieb hinter den Erwartungen zurück. “Ein gemischtes Bild, vor allem wenn man die vorherige Erfolgsbilanz und die immer höher werdende Latte betrachtet”, schrieb Benjamin Goy von der Deutschen Bank.
Für das Gesamtjahr bleibe es aber bei der Prognose eines Nettogewinns von 2,5 Milliarden Euro, bekräftigte der Vorstand. Orlopp sieht aber noch Luft nach oben: “Das ist nur die Untergrenze für unsere Erwartungen.” Nach neun Monaten hinkt die Commerzbank mit 1,89 (2024: 1,93) Milliarden Euro dem Vorjahr leicht hinterher. Operativ wäre es ein Rekordgewinn gewesen, die Bank muss aber Rückstellungen von 553 Millionen Euro für den Abbau von 3900 Stellen wegstecken. “Das starke Neun-Monats-Ergebnis spiegelt das Wachstum unserer Erträge, getrieben durch den Ausbau des Provisionsgeschäfts in beiden Kundensegmenten”, sagte Finanzvorstand Carsten Schmitt.
STELLENABBAU WIRD WENIGER TEUER
Der Stellenabbau kommt die Commerzbank weniger teuer zu stehen als befürchtet: Statt der erwarteten 700 Millionen Euro dürften zum Jahresende Belastungen von gut 570 Millionen zu Buche stehen, sagte Schmitt. Das Altersteilzeitprogramm werde sehr gut angenommen, sagte Orlopp. Viele Arbeiten soll künftig Künstliche Intelligenz erledigen.
Der Zinsüberschuss soll in diesem Jahr noch einmal um 200 Millionen Euro höher ausfallen als bisher geplant, erklärte die Bank. Die Risikovorsorge werde unter den bisher angepeilten 850 Millionen Euro liegen. Analysten gingen bisher im Schnitt von 780 Millionen aus. Dagegen liegen die Kosten nach den ersten neun Monaten etwas über Plan. Unter dem Strich bleibe es bei dem Ziel einer Cost-Income-Ratio von 57 Prozent. Per Ende September stand die Bank bei 56 (59) Prozent.
Im nächsten Jahr will Orlopp den Gewinn auf 2,9 Milliarden Euro schrauben, getrieben von einem Zinsüberschuss von dann 8,4 Milliarden. Die Bank erwarte für 2026 ein Wachstum der deutschen Wirtschaft von 1,2 Prozent. Nachdem schon jetzt die Nachfrage von Städten und kommunalen Unternehmen anziehe, sollte dann auch der Mittelstand folgen, wenn sich die Stimmung verbessere und die staatlichen Infrastruktur- und Rüstungsausgaben Wirkung entfalteten, sagte Orlopp.
ORLOPP UNTER ERFOLGSZWANG
Die Commerzbank-Chefin steht unter Erfolgsdruck, weil sie weiter gegen eine Übernahme durch die italienische UniCredit kämpft. Ihr Verbündeter ist dabei der hohe Aktienkurs, der UniCredit-Chef Andrea Orcel vor einem Übernahmeangebot zurückschrecken lässt. Doch seit August hat die Commerzbank-Aktie 18 Prozent verloren, obwohl UniCredit seinen Anteil auf 29 Prozent aufgestockt hat. An ihrer Haltung habe sich nichts geändert, sagte Orlopp. Bevor kein Angebot aus Mailand vorliege, gebe es nichts, womit sich der Bankvorstand beschäftigen könne. Solange das nicht der Fall sei, beschäftige man sich lieber mit dem operativen Geschäft.
Orlopp will die Aktionäre mit hohen Ausschüttungen bei Laune halten. Wenn der Gewinn wie erwartet ausfalle, könne die Bank 2,6 Milliarden Euro ausschütten, praktisch den ganzen Gewinn. Eine Milliarde davon entfällt auf ein bereits laufendes Aktienrückkaufprogramm, der Rest verteilt sich auf eine höhere Dividende und einen weiteren, bis zu 600 Millionen Euro schweren Aktienrückkauf, den die Europäische Zentralbank (EZB) aber noch genehmigen muss.
(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











