Berlin (Reuters) – Die deutsche Wirtschaft dürfte trotz Reformen der neuen Bundesregierung nicht richtig in Schwung kommen.
Wie aus einer großangelegten Unternehmensbefragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) hervorgeht, hat sich die Stimmung in den vergangenen Monaten nicht verbessert. Der Verband prognostizierte am Donnerstag für dieses Jahr nur eine Stagnation, nächstes Jahr dann ein Wachstum von 0,7 Prozent. Die DIHK ist damit pessimistischer als viele andere Experten. Die meisten Ökonomen gehen derzeit von einem Mini-Wachstum 2025 aus und Werten von über einem Prozent im nächsten Jahr.
Kanzler Friedrich Merz (CDU) hatte versprochen, dass die Wirtschaft ab Sommer bereits eine Verbesserung spüren sollte. “Während der Sommermonate hat sich die Lage nicht verbessert, im Gegenteil: Die Stimmung hat sich erneut leicht eingetrübt”, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov in Berlin zu Journalisten. Der DIHK-Stimmungsindex sei um einen Punkt auf 93,8 Zähler gefallen und bleibe damit klar im pessimistischen Bereich. Das Barometer misst die aktuelle Wirtschaftslage als auch die Geschäftserwartung der befragten Unternehmen.
Für die Umfrage hat die DIHK Antworten von rund 23.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen ausgewertet. Wegen der guten Datenbasis gilt die Erhebung als besonders aussagekräftig. Melnikov sagte, die Maßnahmen der Regierung kämen noch nicht bei den Unternehmen an. Nach drei Jahren ohne Wachstum brauche es spürbare Entlastungen und konkrete Verbesserungen im Alltag der Betriebe.
KAUM INVESTITIONEN – DAFÜR WEITERE STELLENKÜRZUNGEN
Nur 15 Prozent der Firmen erwarten eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in den kommenden zwölf Monaten, 27 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. 22 Prozent planen höhere Investitionen, 31 Prozent wollen sie kürzen. “Fünf Jahre nach Beginn der Pandemie liegen die Unternehmensinvestitionen noch immer rund zehn Prozent unter dem Vorkrisenniveau”, so Melnikov. Auch auf dem Arbeitsmarkt dürfte es Bremsspuren geben. Nur elf Prozent der Unternehmen wollen Personal aufbauen, 24 Prozent dagegen Stellen streichen. In der Industrie sei die Geschäftslage besonders kritisch.
56 Prozent der Betriebe werten ihre Arbeitskosten als eines der größten Geschäftsrisiken – ein neuer Höchstwert. “Steigende Sozialabgaben und die jüngste Erhöhung des Mindestlohns wirken sich spürbar aus, gerade in personalintensiven Branchen wie dem Gastgewerbe”, sagte Melnikov. Die Regierung müsse die steigenden Sozialabgaben in den Griff bekommen. Zugleich forderte sie einen spürbaren Bürokratieabbau und die versprochene Stromsteuersenkung für alle Unternehmen, nicht nur die Industrie.
Bei den Konsumausgaben des Staates rechnet die DIHK 2025 und 2026 jeweils mit einem Plus von 2,0 Prozent. Bei den privaten Konsumausgaben dürften es dagegen nur 1,0 und 0,5 Prozent sein. Beim Export geht der Verband angesichts höherer Zölle der USA in diesem Jahr von einem Minus von 1,0 Prozent aus, nachdem es 2024 einen Rückgang von 2,1 Prozent gab. 2026 sollte es hier dann zu einem Mini-Plus von 0,5 Prozent reichen.
(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











