Handelsverband: Sperrung von Shein & Co darf nicht ausgeschlossen werden

Berlin (Reuters) – Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert angesichts der drohenden Zwangspause für die chinesischen Online-Plattform Shein in Frankreich ein härteres Vorgehen hierzulande.

“Verstöße gegen Gesetze und Vorgaben müssen Konsequenzen haben”, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Wenn längst bekannte Missstände nicht abgestellt würden, dann sei eine Sperrung eine wirkungsvolle Maßnahme. “Der unfaire Wettbewerb muss aufhören”, forderte Genth. “Sollten die Plattformen und Händler aus Fernost hier nicht überzeugend und massiv nachbessern, dann darf auch in Deutschland eine Sperrung nicht ausgeschlossen sein. Es braucht glaubwürdige und konsequente Strafen.”

Die französische Regierung hat am Mittwoch ein Verfahren zur Aussetzung des Geschäftsbetriebs des chinesischen Online-Modehändlers Shein eingeleitet. Auslöser war der Fund von kinderähnlichen Sexpuppen auf der Website des Unternehmens, der für Empörung sorgte. Shein teilte mit, die verantwortlichen Verkäufer bestraft und den Verkauf von Sexpuppen vollständig verboten zu haben. Die Aussetzung solle so lange andauern, bis die Plattform den Behörden nachweise, dass ihr gesamtes Angebot den Gesetzen und Vorschriften entspreche, so das Finanzministerium in Paris. Die Regierung handle auf Anweisung des Ministerpräsidenten.

Die beiden umstrittenen chinesischen Online-Plattformen Shein und Temu werden nach Prognose des HDE in diesem Jahr etwa 3,3 Milliarden Euro in Deutschland umsetzen. Der Trend sei “stark wachsend”. Genth verwies auf Ergebnisse der Stiftung Warentest, wonach Prüfungen beispielsweise unsicheres Spielzeug, giftige Schwermetalle in Schmuck und zu heiße Ladegeräte ergeben hätten. Von 162 getesteten Produkten von Shein und Temu haben demnach 110 nicht die EU-Stan­dards erfüllt. “Die erst vergangene Woche von der Stiftung Warentest wieder nachgewiesenen Regelbrüche können und dürfen nicht einfach weiterlaufen”, sagte der HDE-Hauptgeschäftsführer. “Auch der Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung ist hier eindeutig: Systematische Verstöße müssen spürbar und hart bestraft werden.”

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Ralf Banser – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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