Berlin (Reuters) – Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion nach den Sommerferien nicht so stark wie erwartet hochgefahren.
Industrie, Bau und Energieversorger stellten im September zusammen 1,3 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem kräftigeren Wachstum von 3,0 Prozent gerechnet. Im August hatte es mit minus 3,7 Prozent noch einen starken Rückgang gegeben. Im gesamten dritten Quartal schrumpfte die Produktion damit um 0,8 Prozent im Vergleich zum zweiten Vierteljahr.
“Im Trend bleibt das Produzierende Gewerbe damit weiterhin schwach”, betonte das Bundeswirtschaftsministerium vor allem mit Blick auf energieintensive Branchen wie die Chemie. “Die Erholung der Industrieproduktion im September kann somit nicht als Anzeichen für eine grundlegende Trendwende gewertet werden.” Das sehen Ökonomen ähnlich. “Das ist eher ein Tropfen auf den heißen Stein als eine wirklich gute Nachricht”, sagte Volkswirt Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zur aktuellen Entwicklung. Es sei höchste Zeit für wachstumsfördernde Reformen.
Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) warnt sogar vor neuen Dellen. “Mit der Chipkrise droht der Industrie der nächste Rückschlag”, sagte IfW-Konjunkturchef Nils Jannsen. “Bei einem Anteil von mehr als 15 Prozent an der gesamten Industrieproduktion könnten selbst Produktionsstopps in Teilen der Automobilbranche sichtbare Folgen haben.” Aktuell kommt es dort zu Versorgungsschwierigkeiten mit Halbleitern des Herstellers Nexperia. Dieser stellte aufgrund des Handelskonflikts zwischen China und den USA kürzlich Chip-Ausfuhren aus der Volksrepublik ein. Nexperia hat einen hohen Marktanteil in Deutschland.
ERHOLUNG ERST IM KOMMENDEN JAHR?
Dabei hat die Autoindustrie zuletzt wieder eine Schippe draufgelegt. “Die positive Entwicklung der Produktion im September 2025 zum Vormonat ist insbesondere auf den starken Anstieg in der größten Industriebranche in Deutschland, der Automobilindustrie, zurückzuführen”, erklärten die Statistiker. Hier gab es ein Plus von 12,3 Prozent, nachdem es im August auch durch Werksferien und Produktionsumstellungen einen Einbruch von 16,7 Prozent gegeben hatte. Auch der Zuwachs bei den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (+5,1 Prozent) fiel überdurchschnittlich aus. Dagegen fuhren die Maschinenbauer ihre Erzeugung um 1,1 Prozent herunter.
Die deutsche Industrie allein stellte im September 1,9 Prozent mehr her als im Vormonat. Sie meldete zudem 1,1 Prozent mehr Neuaufträge – das erste Plus nach zuvor vier Rückgängen in Folge. Die Energieerzeugung nahm im September um 1,3 Prozent zu. Die Baubranche drosselte ihre Produktion um 0,9 Prozent.
Viele Experten erwarten auch für den Rest des Jahres keine grundlegende Besserung. “Eine nennenswerte Erholung bereits im vierten Quartal ist unwahrscheinlich, weil die Auftragseingänge bis zuletzt in der Grundtendenz stagnierten”, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. “Mit merklichen Anstiegen ist erst im kommenden Jahr zu rechnen, wenn das schuldenfinanzierte Fiskalpaket die Konjunktur anschiebt.”
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)










