Chinas Export schrumpft überraschend: Zollkonflikt mit USA schlägt durch

Peking/Berlin (Reuters) – Im Zuge des Zollkonflikts mit den USA sind Chinas Exporte im Oktober überraschend geschrumpft. Die Ausfuhren sanken um 1,1 Prozent, wie die Zollbehörde am Freitag mitteilte.

Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Wachstum von 3,0 Prozent gerechnet, nachdem die Exporte im September noch um 8,3 Prozent zugelegt hatten. Zudem stiegen die Einfuhren mit einem Plus von 1,0 Prozent im Oktober deutlich langsamer als erwartet. Der Handelskonflikt zwischen China und den USA hatte sich Anfang Oktober unerwartet verschärft, bevor ein Treffen von US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping Ende vorigen Monats eine Entspannung bewirkte.

LBBW-Experte Sandro Pannagl nennt die Exportdaten aus dem Reich der Mitte “eine deutliche Ernüchterung”. Zwar komme der anhaltend starke Rückgang der Exporte in die USA (minus 25,1 Prozent) nicht überraschend, doch die Abkühlung des Wachstums in vormals stützend wirkenden Regionen wie der EU (+1,0 Prozent), Japan (-5,7 Prozent) und Lateinamerika (+2,1 Prozent) signalisiert laut dem Experten erstmals eine gewisse Sättigung der Nachfrage nach chinesischen Waren: “Die jüngste Entspannung in den Handelsbeziehungen zwischen Washington und Peking könnte zwar gegen Jahresende etwas Rückenwind verschaffen, doch aus dem Rest der Welt dürften die Impulse weniger stark ausfallen als bisher”, prognostiziert Pannagl.

Aufgrund der verhaltenen Importnachfrage werde der Außenhandel auf Jahressicht dennoch signifikant zum Wirtschaftswachstum beitragen. Denn der Handelsbilanzüberschuss liege bereits jetzt rund 22 Prozent über dem Vorjahr.

MAUES WACHSTUM

Chinas Wirtschaft war im Sommer so langsam gewachsen wie seit einem Jahr nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Juli bis September um 4,8 Prozent zum Vorjahr zu und wuchs damit weniger als noch im Frühjahr mit 5,2 Prozent. Das offizielle Wachstumsziel der Regierung in Peking von fünf Prozent im Gesamtjahr 2025 bleibt trotz der jüngsten Konjunkturabschwächung nach Ansicht vieler Fachleute erreichbar. Die regierende Kommunistische Partei hat überdies jüngst signalisiert, den Binnenkonsum in dem Land mit seiner Milliardenbevölkerung zu stärken – auch, um damit die Exportlastigkeit der Wirtschaft zu verringern.

Um die Folgen der US-Zölle abzufedern, hat China in diesem Jahr zugleich versucht, seine Exportmärkte zu diversifizieren. Exporteure berichten jedoch, dass sie in andere Länder oft mit geringeren Gewinnspannen verkaufen, um Marktanteile zu sichern. Zusätzlichen Druck auf die Hersteller üben die wachsenden Handelsüberschüsse Chinas mit anderen Ländern aus. Diese haben zu protektionistischen Gegenreaktionen geführt, da eine Überschwemmung der Märkte mit billigen chinesischen Waren befürchtet wird. Als Reaktion darauf kündigte die Regierung in Peking jüngst an, die Importe steigern zu wollen. Ziel sei es, das Land zum “attraktivsten Absatzmarkt” zu machen. Die unzureichende Binnennachfrage bleibt einstweilen ein Wachstumshemmnis, was auch an dem mageren Plus bei den Einfuhren im Oktober abzulesen ist.

(Bericht von Joe Cash, Ethan Wang, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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