KI-Sorgen machen Dax-Anleger nervös – Kurse unter Druck

Frankfurt (Reuters) – Die Sorge vieler Anleger um die hohen Aktienbewertungen im Tech-Sektor hat die europäischen Aktienmärkte fest im Griff.

Der Dax verlor am Freitag ein Prozent auf 23.487 Zähler. Auf Wochensicht kommt er damit auf ein Minus von gut zwei Prozent. Der EuroStoxx50 gab 0,9 Prozent nach. “Hochnervöse Anleger rund um den Globus diskutieren weiter die Frage, ob der Hype um das Thema Künstliche Intelligenz zu einer Blase geführt hat, die zeitnah platzen könnte”, sagte Jürgen Molnar von RoboMarkets. Die Investoren “wirken zunehmend ratlos, während die Kurse weiter an Boden verlieren”. Am Donnerstag war der Dax im Sog der schwachen Wall Street erneut unter die psychologisch wichtige Marke von 24.000 Punkten gerutscht.

Der europäische Tech-Sektor gehörte mit einem Abschlag von gut drei Prozent zu den größten Verlierern der Woche, in der neben den KI-Sorgen auch eine Flut an Bilanzen verdaut werden musste. Behaupten konnten sich in den vergangenen Tagen die Autowerte nach einem ermutigenden Quartalsbericht von BMW zur Wochenmitte. Die Aktien von BMW, VW und Mercedes-Benz zählten mit Aufschlägen zwischen 1,8 und 0,8 Prozent am Freitag zu den größten Dax-Gewinnern.

DAIMLER TRUCK NACH ZAHLEN UNTER DRUCK

Nicht mithalten konnten Daimler Truck, die einen Gewinneinbruch im dritten Quartal auswiesen. Die Papiere des Lkw-Bauers notierten nach einer anfänglichen Berg- und Talfahrt 2,1 Prozent im Minus. Der Bericht zeige Licht und Schatten, sagte ein Händler. In Nordamerika, normalerweise Daimlers profitabelste Region, schrumpfte der operative Gewinn um 64 Prozent auf 257 Millionen Euro. Das Europa-Geschäft konnte sich dagegen dank gestiegener Verkäufe gegenüber den schwachen Vorjahreszahlen auf 319 Millionen Euro verbessern.

Einen schlechten Tag im Dax erwischten auch Scout24-Aktien, die im Sog eines Kursrutsches beim britischen Immobilienportalbetreiber Rightmove mehr als fünf Prozent fielen. Die Papiere von Rightmove verloren in der Spitze rund 27 Prozent. Das Unternehmen prognostizierte für 2026 ein langsameres Gewinnwachstum.

Im MDax waren die Aktien des Getränke-Abfüllanlagenherstellers Krones gefragt. Die Titel legten zeitweise um 10,7 Prozent zu. Das Unternehmen sieht sich nach neun Monaten auf Kurs zu seinen Umsatz- und Ertragszielen für das laufende Jahr. Auch für Hensoldt ging es nach der Vorlage der Bilanz nach oben. Der Rüstungskonzern profitiert von der militärischen Aufrüstung Deutschlands und anderer europäischer Länder. Der Auftragseingang stieg in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres auf 2,02 von 1,86 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Die Aktien notierten bis zu 3,6 Prozent fester.

BRITISH-AIRWAYS-MUTTER AUF TAUCHSTATION

An der Londoner Börse rutschte die British-Airways-Mutter IAG ab. Die Titel verloren trotz einer leichten Steigerung des Betriebsgewinns knapp zehn Prozent. Zu schaffen machte dem Unternehmen die Schwäche im wichtigen US-Geschäft. Bis zum Börsenschluss am Donnerstag waren die IAG-Aktien in diesem Jahr um fast 40 Prozent gestiegen und übertrafen damit die Papiere von Air France und Lufthansa mit Zuwächsen von 25 beziehungsweise 21 Prozent.

Am Ölmarkt erholten sich die Preise zum Wochenschluss etwas. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verteuerten sich um jeweils mehr als ein Prozent auf 64,05 beziehungsweise 60,13 Dollar je Fass. Zuletzt hatte die Furcht vor einem Überangebot und einer nachlassenden US-Nachfrage für fallende Preise gesorgt. “Der Markt wägt weiterhin einen steigenden Ölüberschuss gegen ein uneinheitliches makroökonomisches Bild ab”, sagte SEB-Analyst Ole Hvalbye.

Gold war zum Wochenschluss ebenfalls gefragt. Der Preis für das Edelmetall kletterte um bis zu 0,9 Prozent auf 4013 Dollar je Feinunze. Commerzbank-Analystin Barbara Lambrecht geht davon aus, dass Gold als sicherer Hafen auch weiterhin angesteuert werden dürfte. Auch wenn sich die Wogen in der Handelspolitik etwas geglättet hätten, seien die Konflikte keineswegs ausgeräumt, sagte die Expertin. Der Handelsstreit zwischen China und den USA hatte sich Anfang Oktober unerwartet verschärft, bevor ein Treffen von US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping Ende vorigen Monats eine Entspannung bewirkte.

(Bericht von Daniela Pegna, redigiert von Philipp Krach.; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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