Berlin (Reuters) – Angesichts des Fachkräftemangels wollen Bundesregierung, Spitzenverbände der Wirtschaft und Gewerkschaften die berufliche Ausbildung in Deutschland stärken.
Bei einem Spitzentreffen der “Allianz für Aus- und Weiterbildung” am Montag in Berlin berieten unter anderem Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) und Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) über weitere Schritte. Das duale Ausbildungssystem solle gestärkt werden, um die Lücke auf dem Ausbildungsmarkt zu schließen, erklärte die Allianz.
Hintergrund ist der sich zuletzt wieder verschlechternde Ausbildungsmarkt, der auch unter der mauen Konjunktur leidet. Zu viele junge Menschen erhielten keinen Berufsabschluss, während gleichzeitig viele betriebliche Ausbildungsstellen unbesetzt blieben, hieß es. Als Grund wird genannt, dass Ausbildungsbetriebe keine oder keine passenden Bewerber fänden.
Reiche sprach von 54.000 offenen Stellen in diesem Jahr. Von 100 gemeldeten Azubi-Stellen seien nur 86 besetzt worden. Bas ergänzte, insgesamt seien 2,9 Millionen junge Menschen in Deutschland ohne Ausbildung. Hier brauche es eine Perspektive. Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey sagte, es stimme nicht, dass eine Ausbildung weniger wert sei als ein Studium. “Das ist Quatsch.” Es müsse darum gehen, Vorbilder vorzustellen und den “Coolness-Faktor” von Ausbildung zu erhöhen.
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hatte jüngst darauf hingewiesen, dass sich die Lage weiter verschlechtert habe. Im Ende September abgelaufenen Berufsberatungsjahr hätten nur 191.000 Bewerber eine Berufsausbildung begonnen, 7000 weniger als im Vorjahr. Dies entspreche 43 Prozent aller Bewerber und sei der niedrigste Stand seit über 25 Jahren.
Bei dem Spitzentreffen wurden Ergebnisse der laufenden Allianzperiode bis 2025 präsentiert. Zu den Initiativen gehört ein Netzwerk von “Ausbildungsbotschaftern”. Ein Kernpunkt ist zudem die von der früheren Bundesregierung zum 1. August 2024 eingeführte “Ausbildungsgarantie”. Sie soll allen Jugendlichen einen Zugang zu einer Berufsausbildung sichern. Wer keinen betrieblichen Ausbildungsplatz findet, erhält demnach Unterstützung durch die BA, etwa durch Mobilitätshilfen oder eine außerbetriebliche Ausbildung.
Für die neue Allianzperiode ab 2026 wollen die Partner unter anderem die Durchlässigkeit der beruflichen Bildung verbessern und die berufliche Orientierung stärken. Die “Allianz für Aus- und Weiterbildung” besteht seit mehr als zehn Jahren. In dem Bündnis arbeiten die Bundesregierung, die Länder, die Spitzenverbände der Wirtschaft und die Gewerkschaften gemeinsam daran, die duale Ausbildung zu stärken.
(Bericht von Holger Hansen und Christian Krämer, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











