Frankfurt (Reuters) – Der Chiphersteller Infineon verspricht sich vom weltweiten KI-Boom einen Absatzschub bei Leistungshalbleitern für Rechenzentren.
“Unsere Umsatzerwartung für das Geschäftsjahr 2025/2026 heben wir deutlich an, von einer auf 1,5 Milliarden Euro”, sagte Konzernchef Jochen Hanebeck bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. In den vergangenen zwölf Monaten hätten sich die Einnahmen mit diesen Produkten auf mehr als 700 Millionen Euro nahezu verdreifacht. Ursprünglich hatte Hanebeck eine Verdoppelung des Umsatzes auf etwa 600 Millionen Euro prognostiziert.
Ein Ende dieses Trends sei nicht in Sicht, hieß es weiter. Bis 2030 werde der Gesamtmarkt für diese Produkte ein Volumen von acht bis zwölf Milliarden Euro erreichen. Davon wolle sich Infineon 30 bis 40 Prozent sichern, sagte Marketingchef Andreas Urschitz. Das entspreche dem aktuellen Marktanteil.
AUTOBRANCHE BAUT WEITER LAGERBESTÄNDE AB
Weniger rosig beurteilte Infineon-Chef Hanebeck die Aussichten abseits von KI. “Wir sehen das Risiko, dass einige Autozulieferer und -hersteller ihre Lagerbestände bis zum Ende des Kalenderjahres auf ein nicht mehr nachhaltiges Niveau senken. Auch bei unseren Industriekunden erwarten wir gegen Ende Dezember einen sehr ausgeprägten Lagerabbau.”
Daher rechne er für das angelaufene Quartal mit einem Umsatzrückgang im Vergleich zum vorangegangenen Vierteljahr von neun Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Das sei ein deutlicheres Minus als üblich. Im gesamten Geschäftsjahr 2025/2026 würden die Konzernerlöse voraussichtlich moderat zulegen. Die Rivalen NXP und STMicro kämpfen mit ähnlichen Problemen. Bei NXP hat sich der Abschwung im abgelaufenen Quartal jedoch verlangsamt. STMicro äußerte sich trotz gemischter Geschäftszahlen verhalten optimistisch zu den Aussichten.
Die Auswirkungen des Streits um den Wettbewerber Nexperia seien bislang begrenzt, sagte Hanebeck. In einigen Fällen sei Infineon als Lieferant eingesprungen. Die Überschneidungen in der Produktpalette seien jedoch gering. Sollte die Autoproduktion wegen fehlender Nexperia-Chips stocken, würde das auch Infineon beeinträchtigen. China hatte den Export von Nexperia-Halbleitern zunächst verboten, die Beschränkungen am Wochenende jedoch gelockert.
DOLLARSCHWÄCHE MACHT INFINEON ZU SCHAFFEN
Im abgelaufenen Quartal steigerte Infineon den Umsatz zwar um ein Prozent auf 3,94 Milliarden Euro. Das Segmentergebnis ging dagegen um 14 Prozent auf 717 Millionen Euro zurück, da neben der schwachen Nachfrage die Abwertung des Dollars belastete. Die US-Währung verlor seit Jahresbeginn zum Euro fast elf Prozent an Wert.
Anleger reagierten mit Aktienkäufen auf den optimistischen Ausblick für KI-Chips. Ihre Eröffnungsgewinne von zeitweise knapp drei Prozent konnten Infineon-Titel jedoch nicht halten und notierten zuletzt 1,4 Prozent im Plus. Die Prognosen für das laufende Quartal lägen unter den Erwartungen, kommentierte Analyst Janardan Menon von der Investmentbank Jefferies.
(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











