Neuer Glanz aus alter Asche – RWE verkauft Flächen an KI-Konzerne

– von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf/Frankfurt (Reuters) – Der Energiekonzern RWE rechnet mit einer steigenden Stromnachfrage durch Datenzentren und trifft mit Flächen an früheren Kraftwerks-Standorten auf großes Interesse bei Unternehmen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI).

“Unsere Kraftwerksstandorte mit bestehender Infrastruktur und Netzanbindung sind hier ein echtes Pfund”, sagte Finanzchef Michael Müller am Mittwoch auf einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Welches Wertpotenzial darin stecke, zeige sich in Großbritannien. Dort habe RWE an einem seiner Standorte ein Rechenzentrumsprojekt entwickelt und verkauft. “Der Buchgewinn beträgt 225 Millionen Euro.”

Müller äußerte sich anlässlich der Bilanz für die ersten neun Monate des Jahres. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei von Januar bis Ende September auf 3,5 Milliarden Euro von zuvor rund vier Milliarden Euro geschrumpft. Das Ergebnis war damit besser als erwartet, denn Analysten hatten in einer vom Unternehmen veröffentlichten Erhebung im Schnitt nur mit 3,14 Milliarden Euro gerechnet. Positiv wirkte sich der Buchgewinn von 225 Millionen Euro durch den Verkauf des Rechenzentrumsprojekts am Standort eines ehemaligen Kraftwerks in Großbritannien aus.

RWE LIEFERT STROM AN KI-KONZERNE – TENDENZ STEIGEND

Details nannte RWE dazu zwar nicht, Finanzchef Müller hört jedoch schon die Kassen klingeln. “Auch an unseren eigenen Kraftwerksstandorten in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien entwickeln wir neue Projekte.” Die vorhandene Infrastruktur und ihre gute Lage eröffneten viele Optionen. Derzeit habe RWE in Europa zehn Datenzentren-Projekte im Blick.

Ursachen für den Gewinnrückgang in den ersten neun Monaten seien unter anderem ein schwächeres Handelsgeschäft und Einbußen in der Ökostromproduktion durch schlechtere Windverhältnisse gewesen. Der Buchgewinn aus Großbritannien konnte die Einbußen dämpfen. Im Gesamtjahr peilt RWE weiterhin ein Ebitda zwischen 4,55 und 5,15 Milliarden Euro an. Das bereinigte Nettoergebnis solle weiterhin zwischen 1,3 und 1,8 Milliarden Euro liegen.

“Mit den Ergebnissen der ersten neun Monate sind wir zufrieden”, sagte Müller. Der KI-Boom treibe weltweit die Stromnachfrage und damit die Nachfrage nach Erneuerbaren Energien. “Das sind gute Aussichten für unser Geschäft.” Die früheren Kraftwerksstandorte würden auch für den Bau großer Batterien genutzt.

In den USA wachse die Stromnachfrage enorm, angetrieben durch starkes industrielles Wachstum und Rechenzentren für Künstliche Intelligenz, erklärte Müller. Technologiekonzerne wie Google, Amazon, Meta, Microsoft, OpenAI oder Oracle übertrumpften sich derzeit nahezu täglich mit Ankündigungen zu neuen stromintensiven KI-Investitionen in Milliardenhöhe. “Und RWE liefert den Strom, der gebraucht wird.”

(Bericht von Tom Käckenhoff, Christoph Steitz, Vera Eckert, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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