Brüssel/Berlin (Reuters) – Die Europäische Union will chinesischen Online-Händlern wie Shein, Temu und AliExpress das Geschäft angesichts scharfer Kritik von Verbraucherschützern und Wirtschaftsverbänden erschweren.
Die EU-Finanzminister einigten sich am Donnerstag darauf, Zölle auf Billigpakete “so bald wie möglich im Jahr 2026” einzuführen, wie ein EU-Sprecher mitteilte. Der Schritt ist eine Reaktion auf den massiven Anstieg von Sendungen vor allem aus China. Es sei an der Zeit, die Flut billiger chinesischer Pakete “in den Griff zu bekommen”, sagte der niederländische Finanzminister Eelco Heinen.
Ursprünglich plante die EU, die bestehende Zollbefreiung für Pakete mit einem Wert von unter 150 Euro erst im Jahr 2028 abzuschaffen. Milliarden von Paketen, die vor allem aus China in die 27 Mitgliedstaaten gelangen, führten jedoch zu Protesten von europäischen Unternehmen. Das erhöhte den Druck aus der Politik, schneller zu handeln. Kritiker werfen den chinesischen Online-Händlern vor, die Freigrenze systematisch zu nutzen, um ihre Waren günstiger als die heimische Konkurrenz anbieten zu können.
“Die europäische Industrie, insbesondere der Einzelhandel, hat wiederholt unterstrichen, dass diese Wettbewerbsverzerrung ohne Verzögerung beseitigt werden muss”, erklärte EU-Handelskommissar Maros Sefcovic. Im vergangenen Jahr verdoppelte sich die Zahl der in der EU ankommenden E-Commerce-Pakete mit geringem Wert auf 4,6 Milliarden. Über 90 Prozent davon stammten aus China.
Shein und Temu werden nach Prognose des Handelsverbandes HDE in diesem Jahr etwa 3,3 Milliarden Euro in Deutschland umsetzen. “Das ist eine Schätzung”, sagte HDE-Präsident Alexander von Preen kürzlich in Berlin. “Aber wir sind ziemlich sicher, dass wir die Größenordnung erfasst haben.” Der Trend sei “stark wachsend”. 20 Prozent der Verbraucher wollen auch zu Weihnachten bei den beiden chinesischen Online-Händlern einkaufen, die für ihre günstigen Preise bekannt sind, ergab eine Umfrage des HDE.
Die Stiftung Warentest hatte nach Prüfungen beispielsweise unsicheres Spielzeug, giftige Schwermetalle in Schmuck und zu heiße Ladegeräte in Paketen gefunden. Von 162 getesteten Produkten von Shein und Temu haben demnach 110 nicht die EU-Standards erfüllt.
(Bericht von Philip Blenkinsop und Rene Wagner – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)











