EZB warnt Banken vor beispiellos hohem Risiko

Frankfurt (Reuters) – Die Europäische Zentralbank (EZB) rät den Geschäftsbanken der Währungsunion dazu, sich auf beispiellose Schocks mit weitreichenden Folgen für das Finanzsystem vorzubereiten.

“Geopolitische Spannungen, eine veränderte Handelspolitik, Klima- und Naturkrisen, der demografische Wandel und technologische Umbrüche verschärfen strukturelle Schwachstellen”, teilte die EZB am Dienstag in Frankfurt mit. Das Risiko extremer Ereignisse sei dadurch “so hoch wie nie zuvor”. Die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Banken gegenüber politischen Risiken und Unsicherheiten bleibe daher die oberste Priorität der Aufsicht.

Vorerst stehen die Banken nach Einschätzung der EZB jedoch gut da. Sie seien widerstandsfähig, die Profitabilität sei stark und die Qualität der Vermögenswerte stabil. Daher sollen die allgemeinen Kapitalanforderungen für das kommende Jahr stabil bleiben. Die harte Kernkapitalquote werde bei 11,2 Prozent liegen, teilte die Notenbank mit. Angesichts der unvorhersehbaren Risiken plant die EZB zudem einen Stresstest. Dabei sollen die Aufseher den Banken eine bestimmte Höhe des Kapitalverlusts vorgeben, woraufhin die Institute Szenarien entwickeln müssen.

Das aktuell günstige Umfeld dürfte nach Einschätzung der Notenbank nicht von Dauer sein. Anhaltende Risiken bestünden insbesondere durch die Handelsspannungen zwischen den USA und der EU sowie durch allgemeine geopolitische Gefahren. Dies könnte Branchen mit hohem Exportvolumen in die USA wie die Automobil-, Chemie- oder Pharmaindustrie treffen und potenziell zu einem Rückgang der Vermögensqualität führen. Auch die Finanzmärkte seien anfällig für plötzliche Korrekturen. Um diesen Risiken zu begegnen, will die EZB vorrangig auf eine umsichtige Kreditvergabe achten. Dies solle die Entstehung neuer Problemkredite verhindern.

(Bericht von Balazs Koranyi, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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