Tokio/Peking (Reuters) – Japan hat seine Bürger in China angesichts des zugespitzten Streits über Taiwan zu erhöhter Vorsicht aufgerufen.
Die japanische Botschaft in Peking riet dazu, belebte Orte zu meiden. Die Staatsbürger wurden daran erinnert, die lokalen Gepflogenheiten zu respektieren und im Umgang mit Chinesen Vorsicht walten zu lassen. Auch wurde dazu geraten, im Freien aufmerksam zu sein, nicht allein zu reisen und insbesondere mit Kindern vorsichtig zu sein. “Wenn Sie eine Person oder Gruppe sehen, die Ihnen auch nur im Geringsten verdächtig vorkommt, nähern Sie sich ihr nicht und verlassen Sie den Bereich unverzüglich”, hieß es in der Mitteilung der Botschaft.
Ein ranghoher Mitarbeiter des Außenministeriums reiste am Dienstag nach Peking, um in Gesprächen mit seinem chinesischen Amtskollegen die Spannungen abzubauen. China seinerseits rief seine Bürger auf, nicht nach Japan zu reisen. Dies könnte die japanische Wirtschaft empfindlich treffen, da chinesische Touristen fast ein Viertel aller Besucher ausmachen. Verleiher haben die Vorführung von mindestens zwei japanischen Filmen in China aufgrund des Streits abgesetzt.
Auslöser des schwersten diplomatischen Konflikts zwischen den beiden größten asiatischen Volkswirtschaften seit Jahren waren Äußerungen der japanischen Ministerpräsidentin Sanae Takaichi. Sie hatte vor Parlamentariern erklärt, dass ein chinesischer Angriff auf Taiwan, der das Überleben Japans bedrohe, eine militärische Reaktion auslösen könnte. Daraufhin veröffentlichte ein chinesischer Diplomat in Japan einen scharfen Kommentar in den sozialen Medien, was zu einer scharfen Rüge aus Tokio führte.
Die Regierung in Peking betrachtet das demokratisch regierte Taiwan als eigenes Territorium und hat den Einsatz von Gewalt zur Einnahme der Insel nicht ausgeschlossen. Taiwan liegt nur gut 110 Kilometer von japanischem Territorium entfernt. Die Gewässer um die Insel sind eine für den japanischen Handel lebenswichtige Seeroute.
Zudem kam es zu Spannungen im Ostchinesischen Meer. Am Sonntag fuhren Schiffe der chinesischen Küstenwache durch Gewässer um eine von Japan kontrollierte, aber von der Volksrepublik beanspruchte Inselgruppe. Die japanische Küstenwache erklärte, sie habe die Schiffe vertrieben. Der US-Botschafter in Japan, George Glass, betonte, die USA stünden uneingeschränkt zur Verteidigung Japans, was die Senkaku-Inseln einschließe.
(Bericht von Liz Lee, John Geddie, Tim Kelly, Mariko Katsumura, Kantaro Komiya, Satoshi Sugiyama, Ritsuko Shimizu, Katya Golubkova und Laurie Chen, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)










