Auftragspolster der deutschen Industrie wächst erneut

Berlin (Reuters) – Das Auftragspolster der deutschen Industrie ist im September den zweiten Monat gewachsen.

Der Bestand an offenen Bestellungen nahm um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Das ist das größte Plus seit April und folgt auf ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent im August. Die offenen Aufträge aus dem Inland legten dabei um 0,3 Prozent zu, während die aus dem Ausland um 0,9 Prozent wuchsen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt das Niveau um 4,1 Prozent höher.

“Viele Unternehmen klagen aber dennoch über fehlende Aufträge”, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. “Das spricht dafür, dass Kapazitäten und Beschäftigung im besten Fall gehalten werden.” Die dringend benötigte Investitionsoffensive werde damit wohl weiter ausfallen. Dazu müsse die Bundesregierung eine Reformoffensive starten, um Standortnachteile zu korrigieren.

Die positive Entwicklung beim Auftragsbestand geht vor allem auf Hersteller von elektrischen Ausrüstungen (+2,4 Prozent), von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (+1,8 Prozent) und in der Automobilindustrie (+0,7 Prozent) zurück. “Das ist eine erfreuliche Entwicklung, zumal auch die Automobilindustrie als Schlüsselbranche an dieser Dynamik teilhat”, sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. Auffällig sei, dass sich vor allem der Auftragsbestand aus dem Inland auf einem ordentlichen Niveau bewege. “Allerdings hinken die Auslandsaufträge noch stark hinterher und auf sie kommt es eigentlich an, wenn die Industrie wieder Fuß fassen will”, sagte de la Rubia.

Die Reichweite des Auftragsbestands in der Industrie verharrte im September bei 7,9 Monaten. Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne Neugeschäft theoretisch produzieren müssten, um vorhandene Bestellungen abzuarbeiten. Bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen blieb die Reichweite bei 10,7 Monaten. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern lag sie bei 4,3 Monaten, bei den von Konsumgütern bei 3,6 Monaten.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Rüttger – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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