Berlin (Reuters) – Eine Importflut aus China und sinkende US-Exporte haben für einen Wechsel an der Spitze der wichtigsten deutschen Handelspartner gesorgt.
Die Volksrepublik hat die Vereinigten Staaten in den ersten neun Monaten als Nummer eins abgelöst, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Der Außenhandelsumsatz mit China – die Summe von Exporten und Importen – wuchs um 0,6 Prozent auf 185,9 Milliarden Euro. Das Handelsvolumen mit den USA schrumpfte dagegen um 3,9 Prozent auf 184,7 Milliarden Euro. China war bereits von 2016 bis 2023 Deutschlands Handelspartner Nummer eins, wurde aber im vergangenen Jahr durch die Vereinigten Staaten vom ersten Platz verdrängt.
Dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) zufolge wird die Volksrepublik noch wichtiger werden – allen Bemühungen um eine Abkoppelung zum Trotz. “Meine Prognose ist, dass China trotz des Derisking-Ansatzes der Bundesregierung in seiner Bedeutung als Handelspartner – vor allem importseitig – weiter wachsen wird”, sagte BGA-Präsident Dirk Jandura der Nachrichtenagentur Reuters. Unternehmen und Politik müssten gemeinsam Lösungen finden, um Lieferketten zu diversifizieren und Abhängigkeiten zu reduzieren.
“DIREKT VOR ORT PRODUZIEREN”
Die deutschen Exporte in die Volksrepublik brachen bis Ende September um 12,3 Prozent auf 61,4 Milliarden Euro ein. “Chinesische Unternehmen verbessern ihre eigenen Produktionskapazitäten zunehmend qualitativ und quantitativ, wodurch der Markt immer weniger auf Importe angewiesen ist”, nannte Jandura einen Grund dafür. Deutsche Unternehmen würden ihre Produktion zudem aus geostrategischen Gründen, aber auch aufgrund der rasanten technologischen Entwicklungen vor Ort zunehmend nach China verlegen, “um direkt vor Ort zu produzieren, statt aus Deutschland zu exportieren”. Die Ausfuhren in die Vereinigten Staaten nahmen um 7,8 Prozent auf 112,7 Milliarden Euro ab, was der BGA mit den von US-Präsident Donald Trump verhängten hohen Zöllen begründet. Dennoch blieben die Vereinigten Staaten “weiterhin wichtigstes Empfängerland deutscher Waren – wie bereits seit 2015”, so die Statistiker. China liegt in dieser Rangliste auf Rang sechs.
Die deutschen Importe aus beiden Ländern legten in den ersten drei Quartalen zu. Die Wareneinfuhren aus China wuchsen um 8,5 Prozent auf 124,5 Milliarden Euro, die aus den USA um 2,8 Prozent auf 71,9 Milliarden Euro. Die Volksrepublik blieb mit weitem Abstand vor den Niederlanden (73,5 Milliarden Euro) das wichtigste Lieferland für Deutschland. Die Vereinigten Staaten liegen hier auf Rang drei.
Chinesische Unternehmen leiten ihre Exporte einer Studie zufolge infolge des Handelskriegs mit den USA auf den deutschen Markt um. “Weil sich die USA stärker von China abschotten, wird Deutschland zunehmend zum Ausweichmarkt für chinesische Unternehmen”, sagte Experte Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW).
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)











