Berlin (Reuters) – Der vermehrte Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) könnte das deutsche Wirtschaftswachstum in den kommenden 15 Jahren erheblich ankurbeln.
Demnach würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Schnitt um 0,8 Prozentpunkte pro Jahr stärker wachsen, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) hervorgeht. Insgesamt ergäbe sich daraus ein Zuwachs der Wertschöpfung von rund 4,5 Billionen Euro. Das zusätzliche Wachstum entstünde vor allem durch eine höhere Arbeitsproduktivität, Materialeinsparungen und neue Geschäftsfelder.
Am Arbeitsmarkt zeichnen sich der Studie zufolge jedoch deutliche Umbrüche ab. Die Gesamtzahl der Arbeitsplätze bliebe gegenüber dem bisherigen Entwicklungspfad weitgehend stabil. Allerdings würden durch KI in den nächsten 15 Jahren rund 1,6 Millionen Stellen entweder wegfallen oder neu entstehen. Besonders profitieren dürften IT- und Informationsdienstleister mit einem zusätzlichen Bedarf von rund 110.000 Personen. Dagegen könnten im Bereich der Unternehmensdienstleistungen etwa 120.000 Arbeitsplätze entfallen. Auch bei den Anforderungsniveaus wird ein Wandel erwartet: Die Nachfrage nach Hilfskräften bliebe stabil, während der Bedarf an Fachkräften vergleichsweise stärker sinken würde.
“KI führt primär zu einem Umbruch am Arbeitsmarkt. Gefragt sind künftig andere Tätigkeiten und Kompetenzen – nicht weniger Arbeit”, sagte Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. Entscheidend sei, dass Firmen neue Geschäftsmodelle entwickelten und die notwendige Infrastruktur geschaffen werde. “KI kann zur Brücke zwischen wirtschaftlichem Wachstum und einer schrumpfenden Bevölkerung werden”, betonte IAB-Forscher Christian Schneemann. “Damit dieses Potenzial realisiert wird, braucht es gezielte Qualifizierungsstrategien und eine hohe Anpassungsbereitschaft in Wirtschaft und Gesellschaft.”
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











