– von Marek Strzelecki und Barbara Erling
Warschau (Reuters) – Polen will nach einem Sabotageakt auf einer wichtigen Bahnstrecke das letzte russische Generalkonsulat im Land schließen.
Zudem würden bis zu 10.000 Soldaten zum Schutz der Infrastruktur eingesetzt, teilte die Regierung am Mittwoch mit. Der polnische Generalstabschef Wieslaw Kukula warnte, die bevorstehenden langen Winternächte und die Weihnachtszeit könnten von Polens Feinden als Gelegenheit für weitere Sabotageakte angesehen werden. Ministerpräsident Donald Tusk kündigte eine engere Zusammenarbeit mit der Ukraine an, um Kollaborateure zu identifizieren. Er habe darüber mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesprochen.
Polen macht den russischen Geheimdienst für eine Explosion auf der Bahnstrecke von Warschau nach Lublin am Wochenende verantwortlich. Zwei Ukrainer, die mit Moskau zusammengearbeitet haben sollen, hätten den Anschlag verübt, hieß es. Sie sollen sich nach Belarus abgesetzt haben, einem engen russischen Verbündeten. Die Strecke ist eine wichtige Verbindung zur ukrainischen Grenze, über die auch Militärgüter transportiert werden. Russland hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
“Es handelte sich nicht nur um einen Sabotageakt, sondern auch um einen Akt des Staatsterrorismus”, sagte Außenminister Radoslaw Sikorski am Mittwoch zu dem Vorfall. Nun werde die Genehmigung für das russische Generalkonsulat in Danzig entzogen, die letzte derartige Vertretung Russlands in Polen. Die Regierung in Warschau hatte russische Konsulate in Krakau und Posen mit Hinweis auf Sabotageakte geschlossen. Sikorski kündigte zudem an, er werde andere EU-Staaten bitten, die Reisefreiheit für russische Diplomaten im Schengen-Raum einzuschränken.
RUSSLAND: WIDER DEN GESUNDEN MENSCHENVERSTAND
Die Regierung in Moskau bedauerte die Entscheidung. Die Schließung des Konsulats “widerspreche dem gesunden Menschenverstand”, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Die Beziehungen zu Polen hätten sich in jeder Hinsicht verschlechtert. Die jüngsten Entwicklungen zeigten den Wunsch der polnischen Regierung, die diplomatischen Beziehungen auf null zu reduzieren. Russland kündigte als Reaktion an, die diplomatische und konsularische Präsenz Polens im Land ebenfalls zu reduzieren und warf der Regierung in Warschau Russlandfeindlichkeit vor.
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 gab es in Polen und anderen europäischen Ländern eine Welle von Brandstiftungen, Sabotageakten und Cyberangriffen. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sagte, der jüngste Angriff verdeutliche die Risiken für die europäische Eisenbahninfrastruktur, die für den schnellen Transport von militärischer Ausrüstung und Truppen unerlässlich sei. Polen sieht sich allein wegen seiner geografischen Nähe zur Ukraine und seiner daraus resultierenden Rolle als Drehscheibe für Waffen- und Hilfslieferungen in das Nachbarland im Visier Russlands.
(Weitere Berichterstattung Dmitry Antonov; Bearbeitet von Alexander Ratz und Scot W. Stevenson, redigiert von Sabine Ehrhardt; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)











