Frankfurt (Reuters) – Dank eines ungebrochenen Bedarfs an Hochleistungsprozessoren für Künstliche Intelligenz (KI) hat Nvidia sein Wachstum wieder beschleunigt.
Damit übertraf der weltgrößte Chipkonzern das dreizehnte Quartal in Folge die Markterwartungen. Mit diesen Zahlen im Rücken legte das Unternehmen am Mittwoch einen überraschend optimistischen Ausblick vor. Dies dämpfte Spekulationen über ein nahendes Ende des KI-Booms.
“Die Verkaufszahlen für Blackwell-Chips sind unglaublich hoch”, sagte Konzernchef Jensen Huang. Prozessoren für Rechenzentren seien ausverkauft. “Der Bedarf an Rechenleistung wächst exponentiell.” Vor einigen Wochen hatte er vor möglichen Lieferengpässen bei KI-Prozessoren gewarnt.
Um der stürmisch wachsenden KI-Nachfrage gerecht zu werden, investieren allein die drei weltgrößten Cloud-Anbieter Amazon Web Services (AWS), Google und Microsoft jeweils mehrstellige Milliardenbeträge in den Auf- und Ausbau von Rechenzentren. Anleger stellten sich inzwischen jedoch die Frage, ob diese Unternehmen ihre Serverfarmen schnell genug in Betrieb nehmen könnten, sagte Analyst Jacob Bourne von der Marktforschungsfirma eMarketer. Mangelndes Bauland oder fehlende Energieversorgung könnten diesen Boom und damit das Wachstum von Nvidia im kommenden und den darauffolgenden Jahren bremsen. Huang zufolge summiert sich der Auftragsbestand zur Lieferung von Blackwell-Chips auf 500 Milliarden Dollar. Ein einziger dieser Prozessoren kostet mehrere zehntausend Dollar.
GEGENSEITIGE ABHÄNGIGKEITEN
Kopfzerbrechen bereitet Börsianern zudem die zunehmende Verquickung von Aufträgen und Beteiligungen. So steigt Nvidia für 100 Milliarden Dollar bei OpenAI ein. Im Gegenzug sichert sich der ChatGPT-Entwickler Zugriff auf KI-Prozessoren des Konzerns. Bei AMD bestellt OpenAI ebenfalls Chips und erhält die Option, bis zu zehn Prozent an dem Nvidia-Konkurrenten zu übernehmen. “Was wie ein Geldkarussell aussieht, ist aus unserer Sicht eine Reihe strategischer Partnerschaften”, sagte Analyst Yan Taw Boon vom Vermögensverwalter Neuberger Berman. “Diese sollen sicherstellen, dass die Branche über genügend Rechenleistung verfügt, um die enorme zukünftige Nachfrage nach KI zu decken. Es geht nicht darum, eine schwache Nachfrage zu kaschieren.”
Dennoch befürchten einige Anleger, dass der KI-Boom eine Blase ist, die bald platzen könnte. Genährt werden diese Sorgen unter anderem vom Ausstieg des Technologie-Investors Softbank und des Hedgefonds des Milliardärs Peter Thiel bei Nvidia. Der mit seinen Wetten gegen den US-Immobilienmarkt 2008 bekannt gewordene Investor Michael Burry spekuliert aktiv auf einen Kursrutsch von KI-Werten. Nach seiner Einschätzung hübschten einige Cloud-Anbieter ihre Bilanzen auf, indem sie KI-Prozessoren über einen längerten Zeitraum von bis zu sechs Jahren abschrieben.
MARKTERWARTUNGEN ERNEUT ÜBERTROFFEN
Nvidia steigerte den Umsatz den Angaben zufolge im dritten Quartal um 62 Prozent auf 57 Milliarden Dollar. Der Reingewinn habe ähnlich stark auf 31,91 Milliarden Dollar zugelegt. Für das Schlussquartal 2025 stellte der US-Konzern Erlöse von 65 Milliarden Dollar, plus/minus zwei Prozent, in Aussicht. Die bereinigte operative Gewinnmarge werde voraussichtlich zwischen 74,5 und 75,5 Prozent liegen.
Bei Anlegern kamen diese Zahlen gut an. Nvidia-Aktien stiegen im nachbörslichen Geschäft der Wall Street um 6,4 Prozent. Das ist der größte Kurssprung seit einem halben Jahr. In ihrem Windschatten gewannen die Titel von AMD fünf Prozent. Die Papiere des auf KI-Rechenzentren spezialisierten Cloudanbieters CoreWeave rückten doppelt so stark vor. Amazon, Microsoft und die Google-Mutter Alphabet notierten jeweils etwa ein Prozent im Plus.
(Bericht von Hakan Ersen; unter Mitarbeit von Arsheeya Bajwa und Stephen Nellis; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











