London/Berlin (Reuters) – Der flüchtige Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek wird einem Medienbericht zufolge mit einem milliardenschweren Geldwäschesystem in Verbindung gebracht.
Das System verbinde Drogenhändler mit sanktionierten russischen Oligarchen, berichtete die Zeitung “Financial Times” am Freitag unter Berufung auf die britische Kriminalpolizeibehörde National Crime Agency (NCA). Britische Ermittler hatten das Geldwäschenetzwerk mit Verbindungen nach Russland zuvor aufgedeckt und am Freitag einen Bericht darüber veröffentlicht.
Im Zentrum des aktuellen NCA-Berichts steht der Kauf einer Mehrheitsbeteiligung an der Keremet Bank, einem von den USA sanktionierten kirgisischen Kreditinstitut, durch das Netzwerk “TGR”. Die Bank sollte den US-Behörden zufolge als Drehscheibe zur Umgehung von Sanktionen dienen. Das Geldwäschenetzwerk soll so Bargeld aus Drogenhandel und anderen Verbrechen in Kryptowährungen umgetauscht und mit Zahlungen für russische Rüstungs- und Technologieunternehmen auch den russischen Krieg in der Ukraine unterstützt haben.
Dem Bericht der “Financial Times” zufolge nutzten russische Geheimdienste die Geldwäschenetzwerke, um einen von Marsalek geführten bulgarischen Spionagering zu finanzieren. Der frühere Wirecard-Vorstand war nach dem Zusammenbruch des Zahlungsdienstleisters im Juni 2020 nach Moskau geflohen und soll dort für russische Geheimdienste tätig sein.
Im Rahmen der internationalen Untersuchung russischer Geldwäschenetzwerke mit dem Namen “Operation Destabilise” haben die NCA und ihre Partnerbehörden in Ländern wie den USA, Frankreich, Spanien und Irland bisher 128 Personen festgenommen. Allein in Großbritannien wurden der NCA zufolge mehr als 25 Millionen Pfund (33 Millionen Dollar) in bar und Kryptowährungen beschlagnahmt. Marsalek selbst droht unterdessen der Verlust seiner österreichischen Staatsbürgerschaft, wie Reuters bereits berichtete. Das Innenministerium in Wien prüft einen entsprechenden Antrag wegen seiner Aktivitäten für ausländische Geheimdienste.
(Geschrieben von Kirstin Ridley und Alexandra Falk. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










