Beirut (Reuters) -Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben den obersten Militärchef der libanesischen Hisbollah-Miliz bei einem Luftangriff in Beirut getötet. Der Angriff traf am Sonntag ein mehrstöckiges Gebäude an einer Hauptstraße in den südlichen Vororten der Stadt. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte mit, fünf Menschen seien getötet sowie 28 verletzt worden.
Die Attacke zielte dem israelischen Militär zufolge auf Ali Tabtabai. Er war demnach der amtierende Stabschef der Miliz. Die USA hatten 2016 Sanktionen gegen ihn verhängt und eine Belohnung von bis zu fünf Millionen Dollar für Informationen über ihn ausgesetzt. Ein ranghoher Hisbollah-Vertreter, Mahmud Kmati, bestätigte, dass eine zentrale Figur der Gruppe Ziel des Angriffs gewesen sei. Israel habe damit eine “rote Linie” überschritten, sagte er. Über eine Reaktion werde die Führung der Hisbollah entscheiden.
Anwohner berichteten der Nachrichtenagentur Reuters, sie hätten vor der Explosion das Dröhnen von Kampfflugzeugen gehört. Ein Reuters-Reporter vor Ort beobachtete, wie Menschen aus Angst vor weiteren Angriffen aus ihren Wohnhäusern liefen.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte im Fernsehen, Israel werde nicht zulassen, dass die Hisbollah ihre Streitkräfte wieder aufbaue. Er erwarte von der libanesischen Regierung, “ihrer Verpflichtung nachzukommen, die Hisbollah zu entwaffnen”. Eine israelische Regierungssprecherin sagte auf die Frage, ob Israel die USA vor dem Angriff informiert habe, Israel treffe seine Entscheidungen unabhängig.
Israel hatte seine Luftangriffe im Libanon in den vergangenen Wochen verstärkt. Ziel ist es nach israelischen Angaben, ein Wiedererstarken der Hisbollah im Grenzgebiet zu verhindern. Der Angriff vom Sonntag war der erste auf die Außenbezirke der libanesischen Hauptstadt seit Monaten und erfolgte trotz eines von den USA vermittelten Waffenstillstands vom November 2024. Israel wirft der vom Iran unterstützten Gruppe vor, seit dem Waffenstillstand wieder aufzurüsten. Die Hisbollah erklärt ihrerseits, sie halte sich an den Waffenstillstand und habe seit dessen Beginn Israel nicht beschossen.
Der libanesische Präsident Joseph Aoun forderte die internationale Gemeinschaft auf, einzugreifen, um die israelischen Angriffe zu stoppen. Israel hatte während des einjährigen Krieges, der dem Waffenstillstand vorausging, einen Großteil der Führung der Gruppe ausgeschaltet, darunter auch den damaligen Anführer Hassan Nasrallah. Beide Seiten werfen sich gegenseitig Verstöße gegen den Waffenstillstand vor.
(Bericht von Laila Bassam, Maya Gebeily, Jaidaa Taha, Ahmed Tolba und Alexander Cornwell, geschrieben von Klaus Lauer, Scot W. Stevenson und Jörn Poltz.Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)










