Berlin (Reuters) – Der Verband der Familienunternehmer hat seine Entscheidung verteidigt, künftig auch mit der AfD reden zu wollen.
“Empörung allein hat sich als politische Strategie erschöpft”, sagte Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann am Montag. Trotz der sogenannten Brandmauer wachse die Partei kräftig, in Sachsen-Anhalt sei nächstes Jahr sogar eine Alleinregierung möglich. Die Hoffnung, man könne ein Viertel der bundesdeutschen Wähler durch moralische Ausgrenzung zur Umkehr bewegen, sei nicht aufgegangen. “Jetzt hilft nur noch die Auseinandersetzung mit den Inhalten der AfD, jenseits von schlichten Kategorisierungen in ‘gut’ und ‘böse’.”
Der Verband betonte, keine Regierung mit AfD-Beteiligung zu wollen. “Das Weltbild der AfD passt nicht zu unserer freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Grundüberzeugung, weshalb wir Familienunternehmer die inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD nicht scheuen.” Reden heiße nicht automatisch Zusammenarbeit. “Die Zeit ist vorbei, in der man die Debatte verweigern kann und wehr- und tatenlos auf eine Verbesserung der Wahlergebnisse hofft. Wer diesen Ansatz verteufelt, macht am Ende nur die Extremisten stark.”
Die Union und auch alle anderen großen Parteien in Deutschland lehnen eine Zusammenarbeit mit der in Teilen rechtsextremen AfD ab. Deswegen hatte sie bislang keine Chance, trotz guter Wahlergebnisse an einer Regierung in Bund oder Ländern beteiligt zu werden. Doch in Umfragen für den Bundestag kam die größte Oppositionspartei zuletzt auf rund 25 Prozent und ist damit in etwa gleichauf mit der Kanzlerpartei CDU.
Der Kurs der Familienunternehmer wird bei anderen Verbänden nicht unterstützt. So teilte der Industrieverband BDI auf Anfrage mit, seine Position nicht geändert zu haben. “Der BDI hat sich wiederholt kritisch zu den Positionen der AfD und anderer radikaler Parteien geäußert. Wir suchen nicht proaktiv den Austausch mit Vertretern von radikalen Parteien wie der AfD.” Der Verband stehe für Pluralität, nicht für Polarisierung. “Der Erfolg der deutschen Industrie basiert auf stabilen gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, welche die AfD mit ihren populistischen Positionen zu erschüttern versucht.”
(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)











