Berlin/London (Reuters) – Der britische Billigflieger Easyjet peilt trotz der geplanten Entlastungen für die Luftfahrt in Deutschland vorerst nur geringes Wachstum an.
Die Sitzplatzkapazitäten dürften 2026 um zwei bis vier Prozent steigen und damit weniger als im konzernweiten Durchschnitt von rund sieben Prozent, sagte Deutschland-Chef Stephan Erler am Dienstag. Die Pläne der Koalition gingen zwar in die richtige Richtung, aber Bund und Länder müssten die Luftfahrt noch stärker unterstützen. “Wir benötigen hier natürlich weiterhin viel, viel Zuspruch auch aus der politischen Seite heraus”, um weiter die internationale Anbindung Deutschlands zu erhalten und ausbauen zu können.
“Wir sind nach wie vor sehr, sehr teuer unterwegs in Deutschland, was die Standortkosten angeht”, betonte der Manager. Wachstum könne es nur geben, wenn Fliegen hierzulande billiger werde. Denn Easyjet könne in anderen europäischen Staaten bei gleicher Kapazität höhere Gewinne erzielen.
Die Spitzen der Regierungskoalition von Union und SPD hatten sich darauf geeinigt, die Branche zu entlasten. So soll etwa die Luftverkehrsteuer zum 1. Juli 2026 auf das Niveau von 2024 gesenkt werden und so für eine Entlastung von rund 350 Millionen Euro sorgen. Zudem soll es bei den Flugsicherungskosten 2026 zu keinem weiteren Anstieg der Gebühren kommen, sondern zu einer ersten Reduzierung. Ferner sollen die Gebühren bis 2029 insgesamt um mehr als zehn Prozent sinken und Kosten für die Luftsicherheitskontrollen an Flughäfen durch bessere Abläufe fallen. Viele Lobbyisten der Branche hatten von positiven Signalen gesprochen, aber weitere Entlastungen gefordert.
Zuletzt forderten Politiker, die Airlines sollten wegen der geplanten Entlastungen ihre Ticketpreise senken. Erler wies dies indirekt zurück. In Deutschland sei das Problem nicht die Nachfrage, sondern es kämen wegen zu hoher Standortkosten nicht genug Kapazitäten in den Markt. Niedrigere Kosten würden zu mehr Wettbewerb führen, damit zu niedrigeren Preisen und einem auskömmlichen Geschäft für die Airlines. Der Manager fügte hinzu, innerdeutsche Flüge seien für Easyjet derzeit kein Thema.
Der gesamte Easyjet-Konzern steigerte seinen Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr kräftig und will mit dem Verkauf von Pauschalreisen wachsen. Der operative Gewinn sei 2024/2025 um 18 Prozent auf 703 Millionen Pfund (800 Millionen Euro) geklettert. Der Umsatz legte um neun Prozent auf zehn Milliarden Pfund zu. “Wir sind gut aufgestellt, um die vor uns liegenden bedeutenden Chancen zu ergreifen, und zuversichtlich, unser mittelfristiges Ziel eines Gewinns vor Steuern von über einer Milliarde Pfund zu erreichen”, erklärte Easyjet-Chef Kenton Jarvis.
Easyjet hob das mittelfristige Ziel für sein Pauschalreisengeschäft an, nachdem die bislang angepeilten 250 Millionen Pfund schon im Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr erreicht wurden. Die Sparte Holidays soll bis 2030 einen Vorsteuergewinn von 450 Millionen Pfund einfahren. Neben dem Hauptmarkt Großbritannien könnten dann zehn Prozent aus Europa kommen – mit Schwerpunkt auf Deutschland, sagte Erler.
(Bericht von Klaus Lauer, Joanna Plucinska und Ilona Wissenbach, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)











