Berlin (Reuters) – Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland ist auch im Oktober eingebrochen.
Sie sank um 18,0 Prozent oder 4100 im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 18.600, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Von Januar bis Oktober wurden insgesamt 175.800 Wohnungen genehmigt und damit 19,5 Prozent oder 42.600 weniger als ein Jahr zuvor. Hohe Finanzierungs- und Materialkosten machen der Branche seit längerem zu schaffen. “Eine Bodenbildung ist noch lange nicht in Sicht”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. Die Genehmigungszahlen seien auf das Niveau von 2012 zurückgefallen.
Die Bundesregierung strebt eigentlich 400.000 Einheiten im Jahr an, dürfte ihr Wohnungsbauziel aber erneut deutlich verfehlen. Experten zufolge entspricht das aktuelle Niveau der Baugenehmigungen nur rund 200.000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr. Eine Trendwende beim deutschen Wohnungsbau erwarten viele Ökonomen frühestens im späteren Jahresverlauf 2025. Dann dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen spürbar gesenkt haben und die gelockerte Geldpolitik mit günstigeren Finanzierungsbedingungen auch auf die Baunachfrage durchschlagen.
Bei Einfamilienhäusern fiel der Rückgang der Baugenehmigungen in den ersten zehn Monaten des Jahres am stärksten aus: Hier gab es einen Einbruch von 23,6 Prozent auf 31.800. Bei Zweifamilienhäusern wurde ein Minus von 13,6 Prozent auf 10.700 verzeichnet. Auch bei den Mehrfamilienhäusern – der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart – verringerte sich die Zahl der Bauzusagen deutlich: Hier ging es um 22,2 Prozent auf 92.000 Wohnungen nach unten.
Unternehmensumfragen signalisieren noch keine echte Trendwende. Der Auftragsmangel im deutschen Wohnungsbau hat im November sogar deutlich zugenommen. 54,0 Prozent der Unternehmen berichteten davon, nach 49,9 Prozent im Oktober, wie das Münchner Ifo-Institut herausfand. “Die Krise im Wohnungsbau ist inzwischen chronisch geworden”, sagte Ifo-Umfragechef Klaus Wohlrabe. “Ohne neue Impulse droht eine dauerhafte Lücke bei dringend benötigtem Wohnraum.”
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)